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Geschichte der Konstanzer Fasnacht

Die Konstanzer Fasnacht 1883

Die Fasnachtszeit des Jahres 1883 war nur sehr kurz. Der »Schmutzige Dunschtig« fiel auf den 1. Februar. Vielleicht ist das einer der Gründe, weshalb die Paradieser Narrengesellschaft in diesem Jahr den Fasnachtsumzug vollständig ausfallen ließ. Sie begnügte sich in diesem Jahr mit dem Ball ihres Gesangvereins »Harmonie Paradies«, der am Abend des Fasnachtssamstags stattfand (Artikel in der KNZ, Nr. 37, 7.2.1883): »Der Verein feierte (...) im Falkensaale sein alljährliches Ballfest und siehe da, ein munteres heiteres Völkchen fand sich daselbst ein und schwang das Tanzbein bis zum frühen Morgen in wohlgeübter Weise. Die Tanzpausen wurden durch komische Vorträge, Chöre und Soli in entsptechender Weise ausgefüllt, die den aktiven Mitgliedern und ihrem Dirigenten, Herrn Stengele, welcher wacker die Feuerprobe bestand, alle Ehre machten. In Bezug auf Reichhaltigkeit und Schönheit der Kostüme blieben die Paradieser gegenüber den anderen Vereinen nicht zurück und scheint hier die wahre Harmonie Einkehr gehalten, ja sogar bleibende Wurzeln gefaßt zu haben, um zu dem reichen Einheitsbaum zu gedeihen. Die Nummern aus Eß- und Trinkduo gelangen bei der ausgezeichneten Vorbereitung, wie sie Papa Nabholz zum »Falker« jeweils anordnet unter seiner riesigen Schildkappe, vortrefflich, wofür ihm Dank gezollt wird.«

Im Gegensatz zu den Paradiesern war in diesem Jahr die Elefanten AG sehr rührig. Sie machten eine aufwendige, phantasievolle Ausstellung im Posthof, die unter dem Motto »Leipziger Messe« stand. Die Konstanzer drängten sich, um die einzelnen Bilder der Messe gegen Eintrittsgeld zu besichtigen. Am Fasnachtsdienstag führten dann die Elefanten die »Leipziger Messe« in einem großen Umzug durch die Straßen und Gassen der Stadt. Der Abschlußbericht in der »Konstanzer Zeitung« läßt diesmal eine versöhnliche Zufriedenheit des Artikelschreibers über den Konstanzer Fasching des Jahres 1883 erkennen (Artikel in der KNZ, Nr. 38, 8.2.1883): »Der Fasching ist vorüber; Prinz Karneval hat das Narrenzepter aus der Hand gelegt, die ernste Arbeit ist wieder zu ihrem Recht gelangt. Die beiden letzten Tage waren durch das Wetter sehr begünstigt; schien doch Mittags die Sonne wie zur Sommerzeit und sendete heiße Strahlen zu der lustigen bunten Menge auf der Marktstätte herunter. Der Mittelpunkt des öffentlichen Faschingslebens bildete auch gestern die »Leipziger Messe« der Elefanten AG, welche das Publikum mit einer Galavorstellung erfreute. Die Meßeinnahmen müssen recht bedeutend gewesen sein, denn der Zuspruch seitens der Schaulustigen war ein sehr eifriger. (...) Wie gewöhnlich, so war auch diesmal der »letzte Tag« der lebhafteste. Eine Menge von Hanselis, Dominos, Philistern und deren Anhang tummelte sich in den Straßen herum. Jeder wollte sich noch zeigen und - wer es glaubte zu dürfen - seinen letzten Trumpf ausspielen. Gegen Abend konzentrierte sich das Leben in den einzelnen Lokalen. Die Bälle im »Falken« und im »Rheinischen Hof« waren zahlreich besucht. Schlag Mitternacht aber nahm das Vergnügen sein rasches, Manchem vielleicht noch nicht erwünschtes Ende.«


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17.05.2003
Uli Topka
Konstanzer Fasnacht, Herbert Hofmann, 1985