zurück zur Hauptübersicht
zurück

Geschichte der Konstanzer Fasnacht

Die Konstanzer Fasnacht 1887

Die Straßenfasnacht des Jahres 1887 wurde von einem politischen Ereignis überschattet. Ausgerechnet an einem der Hauptfeiertage der Konstanzer Fasnacht, dem Fasnachtsmontag, wurden Reichstagswahlen abgehalten. Dieser Anlaß blockierte die Narren, denn (KNZ, Nr. 48, 18.2.1887): »Nach einer im Inseratenteil enthaltenen amtlichen Bekanntmachung sind am Fasnachtsmontag der Reichstagswahl wegen, alle öffentlichen Aufzüge, alle Schaustellungen auf öffentlichen Straßen und Plätzen, sowie das Betreten der Wahllokale mit Maskenabzeichen und dergleichen verboten.« Dieses Verbot machte den »Schmutzigen Dunschtig« zum Haupttag der Fasnachtszeit. (KNZ, Nr. 49, 19.2.1887) Am Nachmittag zog eine Kameltreibergesellschaft durch die Straßen, hinter deren Masken sich die Mitglieder der Elefanten AG verbargen. In ihrem Gefolge führten sie zwei originelle Kamele, einen Affen und ein Wägelchen mit einer Drehorgel mit. Die sehr »hübsch« Kostümierten versuchten, in ihrem Kameltreiberkauderwelsch auf ihre elende Lage aufmerksam zu machen, um auf diese Weise so manchen Backschisch zu erheischen. Die Einnahmen sollen dabei recht »gut« gewesen sein. Während dieses närrischen Treibens der Elefanten bewegten sich ab und zu einige wenige Hanselis durch die Straßen. »Später«, so berichtet die »Konstanzer Zeitung« weiter, »vollführte ein von Knaben gebildeter »Hemdglonkerumzug« einen scheußlichen Spektakel. Gegen 9 Uhr machten dann auch die Mitglieder des »Kaufmännischen Vereins« in weißen Narrenkostümen mit Lampions und Musik einen Umzug durch die Stadt.«

In diesem kurzen Fasnachtsbericht tauchen die Hemdglonker erstmalig in der Zeitung auf. Die Fasnachtstage dieses Jahres verliefen recht bescheiden. Am Rosenmontag, dem Wahltag, bewegten sich lediglich einige Hanselis auf »den Trottoirs«. Die Bürger nahmen die Wahl sehr ernst, und so unterblieb weitgehend das liebgewonnene Fasnachtstreiben. Die Konstanzer wählten, wie schon bei den Reichstagswahlen zuvor, mehrheitlich die »National-Liberalen«, die in diesem Jahr erstmals wieder seit 1878 im gesamten Deutschen Reich einen beachtlichen Wahlerfolg erzielen konnten. Für die entgangene Straßenfasnacht entschädigten sich die Konstanzer, indem sie am Aschermittwoch bei strahlendem Sonnenschein in großen Scharen zu den Schneckenbällen in die benachbarten Orte im Thurgau wanderten.


Letzte Überarbeitung der Seite
Bearbeiter
Quellen
:
:
:
24.05.2003
Uli Topka
Konstanzer Fasnacht, Herbert Hofmann, 1985