Konstanzer Hansele (Traditionsfigur
der Konstanzer Straßenfasnacht) |
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Steckbrief |
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Name | Hansele oder Konstanzer Hansele |
belegt seit | Anfang des 19. Jahrhunderts |
Neuentwurf und Typisierung |
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Oberhansele |
Martin Seidemann |
Stv. Oberhansele | Birgit Pauler |
Jugendwart | Hans-Jörg Wörz |
Emblem |
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Totgesagte leben länger. Unter
Federführung von Peter Längle und Ulrich Topka wurde
in einem ersten Anlauf die historisch belegte und einzigartige Figur der
Konstanzer Fasnacht durch einen Blick auf die Herkunft, in einer
Hansele-Broschüre und einer Hansele-Ausstellung, wieder ins Bewustsein
gerufen. Dadurch gelang es den einen oder anderen davon zu überzeugen,
dass dieses Hansele nicht nur ein kleiner Bruder der Blätzlebuebe ist,
sondern dass er gleichberechtigt und mit Stolz neben dem Blätzlebue
das Bild der Konstanzer Fasnacht bereichert. Das Resultat war im Jahre 2005
die Gründungeiner Hansele-Untergruppe innerhalb der
Blätzlebuebe-Zunft, die heute (2008) schon mehr als 20 Mitglieder hat.
Während der Erforschung der Hansele stellte sich heraus, dass es in
Konstanz mehr Hanseletypen gab, als bisher bekannt war. Um sie unterscheiden
zu können wurden ihnen Namen gegeben, die zum Teil auf ihren Fundort
(Mannhart-Hansele: gefunden auf dem Speicher der Konstanzer Familie
Mannhart), ihre Attribute (Flügele-Hansele) oder ihr Alter
(Schantle-Hansele, Alter Hansele) schliessen lassen. Diese
Typen wurden seit dem Jahre 2005 in Schnitt und Form gebracht und sind seit
der Fasnacht 2007 wieder in den Straßen und Gassen zu sehen. Der
"normale" Hansele, mit schwarzen Schuhen, weißen Handschuhen
und der Pritsche in der Hand, ist, neben dem Blätzlebue, auch von der
VSAN als historische Konstanzer Narrenfigur anerkannt und kann deshalb
bei Narrentreffen der Vereinigung mitlaufen. Die anderen Typen wurden und
werden ebenfalls der VSAN präsentiert und es wird angestrebt, daß
sie bis zum Jahre 2009 in die Vereinigung aufgenommen werden.
Hinweis: Bewege die Maus über das Bild und du kannst hinter die Larve blicken! | ||
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Das "normale" Hansele (seit 1900 belegt) |
Das "Konstanzer Hansele", nicht zu verwechseln mit dem 1983 entstandenen "Alt-Konstanzer Hansele" , trägt heute ein schellenbesetztes, dreiteiliges Häs. Kapuze, Kittel, Ärmel und Hosen enden in Zaddeln. Auf der Gugel befindet sich ein Rüschenkamm, der auch die Blätzhaube ziert. Lange gab es diesen Typ nur in der Farbkombination schwarz/rot oder schwarz/gelb. Bis zum zweiten Weltkrieg waren aber auch andere Farben, ja sogar andere Stoffmuster (z.B. karriert) zu sehen. Bei der Wiederbelebung wurden daher die Vielfalt der Farben wieder aufgegriffen. Vermutlich entstand der "normale" Hansele dadurch, daß man seinem Vorgänger aus Design- und Kostengründen einfach die Flügele stutzte. Wie der Blätzle hat auch der Hansele eine Pritsche.
Das "Flügele"-Hansele (seit 1900 belegt, um 1960 verschwunden, 2005 wiederbelebt) |
Die "Flügele"-Hansele wurden über viele Jahre hinweg gefertigt und getragen und unterscheiden sich von den "normalen" oder "einfachen" Hansele nur dadurch, daß sie vom Schulteransatz bis auf Kniehöhe schmale, gezaddelte "Flügele" hängen haben. Das älteste (schwarz-gelbe) noch erhaltene Hansele dieses Typs wurde um 1900 gefertigt, das zweitälteste (weiss-blaue) um 1925 und das jüngste (schwarz-brokatgold) erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Auffallend ist, dass die Hosen der älteren Hansele nur bis zum Kniebund reichten, später dann die ganze Beinlänge einnahmen. Es entstanden auch aus vielen "Flügele"-Hansele "einfache" Hansele, indem man einfach die von den Schultern herabhängenden Flügele entfernte. Sie waren spätestens ab den 1960er Jahren nicht mehr "in".
Das "Flügele"-Hansele |
Das "Alte"-Hansele |
Das "Alte"-Hansele (seit 1930 belegt, um 1960 verschwunden, 2005 wiederbelebt) |
Abbildungen können wir entnehmen, daß bis vor dem zweiten Weltkrieg noch Hansele mit weiten, fledermausartigen Flügele, existierten. Auch nach dem zweiten Weltkrieg bis ca. 1960 wurden vom "Schürzen Stuhler" noch Hansele mit Flügele gefertigt. Aus Kostengründen verzichtete man später auf die Flügele. Außer auf Bildern und Fotografien existierte der "Alte" Hansele nicht mehr. Auch er wurde 2005 wiederbelebt.
Das "Mannhart"-Hansele (um 1900 entstanden, 2005 wiederbelebt) |
Dieser Hansele entstand um 1900. Das Häs
besteht aus einer schwarz-gelben, knielangen Hose und einer schwarzen,
doppelreihig mit Zaddeln besetzen (vordere Reihe schwarze und hintere gelbe
Zaddeln) Jacke mit einem gelben, angesetzen Zaddelkragen. Die Kopfbedeckung
besteht aus einer gelben Narrenkappe (keine sonst in Konstanz übliche
Gugel), die von meheren gelben und schwarzen Zipfeln geziert ist. Das Gesicht
wurde vermutlich geschminkt. Dazu gehört ein Narrenzepter. Bemerkenswert
ist die unter dem Knie zu schnürende Hose. Die Spitzen der auffallend
langen Zaddeln sind mit Glöckchen besetzt. Der verarbeitete samtene
Stoff ist sehr hochwertig. Gefunden wurde das Häs 1988 im Haus "zum
roten Korb", in dem sich die heutige Buchhandlung Friedlein befindet.
Früher war in diesem Haus die Eisenhandlung Mannhart. Gegründet
wurde die Eisenhandlung von C. Mannhart, der 1840 von Thiergarten (Donautal)
nach Konstanz kam. Das Haus Mannhart war und ist der Konstanzer Fasnacht
verbunden. Suse Vogel, eine geborene Mannhart, und ihr Mann, Hermann, sind
in Besitz einiger alter Hansele.
Die nach der Originalvorlage neu geschaffenen Mannhart-Hansele tragen eine
goldfarbene Halblarve nach venezianischem Vorbild.
Das "Mannhart"-Hansele |
Das "Schantle" oder "Theater"-Hansele |
Das "Schantle" oder "Theater"-Hansele (um 1850 entstanden, 2006 wiederbelebt) |
Rund um eine Hanselehaube, die aus der
Zeit zwischen 1850 bis 1880 stammt und viele Attribute aufweist, die schon
die im Konstanzer Ratsbuch gezeichnete Haube von 1548 aufweist , entwickelte
Ulrich Topka im Jahre 2005 das Schantle- oder Theater-Hansele. Die gefundene
Haube besteht aus schwarzem und rotem Leinen und wurde früher eventuell
mit einer bemalten Drahtgazelarve getragen. Dem Fundort nach könnte
das Hansele bei Aufführungen im Konstanzer Theater getragen worden sein.
Eine lange Zeit waren Masken im Theater "in", bis zu ihrem "Rasuwurf", der
plastisch auf einem Wandbild von F. X. Hermann, das auf der Frontseite des
Stadttheaters zu sehen ist, und den Titel trägt: "Verbannung des
Hanswurst vom Theater". Das Theater beeinfußte die Fasnacht seit
Jahrhunderten. Das bekannteste Beispiel ist die commedia dell' arte, die
speziell in Italien dafür verantwortlich war, daß viele neue
Karnevalsmasken entstanden (vgl. venezianischer Karneval).
Auf der Grundlage von Narrendarstellungen des 16. Jahrhunderts und den
gesammelten Erkenntnissen rund um die Haube wurde das Hansele neu geschaffen.
Das Hanselehäs besteht aus schwarzem und rotem Gmünder Leinen und
ist dreiteilig (Haube, Jacke, Kniebundhose). Die Jacke läuft nach unten
hin in vier großen Zaddeln aus und die Ärmel, deren Abschluß
ein Glöckchen bildet, sind stark geweitet (Saucen- bzw.
Hängeärmel). Besonderen Wert wurde auf das Farbenspiel zwischen
schwarz und rot gelegt. Er trägt eine individuell bemalte Drahtgazelarve,
schwarze Schnabelschuhe und einen schellen-besetzten Bauchgurt. Als Requisit
wurde ihm ein Spiegel, dessen Rückseite das Konstanzer Wappen ziert,
zum Schnurren an die Hand gegeben.
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