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Blätzlebue, die Hauptfigur der Konstanzer Straßenfasnacht

Steckbrief

Name

Blätzlebue oder Blätzlebueb

Kürzel

Blätz

schriftlich belegt seit

Anfang des 1900 Jahrhunderts (ca. 1825)

Schreibweise

 um 1825: Bletzlebuben
      1887: Blezlebub
      1896: Bletzlibub
 um 1900: Blätzlebub
 um 1930: Blätzlebueb
      1936: Blätzlebub

Neuentwurf

1932

Emblem

Der Blätzlebue ist eine herausragende Maskengestalt der Konstanzer Fasnacht. Die Name Fasnacht ist in Konstanz seit 1282 urkundlich erwähnt. Die frühesten schriftlichen Belege für den Blätzlebue stammen von Anfang des 19. Jahrhunderts. Man kann aber davon ausgehen, dass die Blätzfigur in Konstanz wesentlich älter ist (siehe Chronik).

Heute ist sein Häs dreiteilig und besteht aus Hose, Kittel und einer das Gesicht verhüllenden bis auf die Schulter fallenden Gugelhaube, über die eine leuchtend rote Filzrüsche von der Stirn bis zum Rücken verläuft. Auf alle Hästeile sind kleine, zungenförmig, aus Tuchresten geschnittene Blätz überlappend aufgenäht. Um das Ausfransen zu verhindern, sind die etwa 1500 Flecken mit farbigem Garn eingefaßt. Die aus Filz gefertigten Häser bedürfen dieser zeitaufwendigen Handarbeit nicht. Haube, Ärmel, Jacken- und Hosensäume sind mit Narrenschellen versehen. Zum Häs trägt der Blätzlebue schwarze Schuhe und weiße Handschuhe. Dazu kommt eine Narrenpritsche , mit der er Außenstehende tätschelt. Die farblich gedeckt gehaltenen Blätzle ähneln dem Vogelgefieder und wenn einem der Blätzlebue mit dem roten Kamm und dem roten Nasenblätz begegnet, denkt man unwillkürlich an einen Hahn, der in der mittelalterlichen Fasnachtsymbolik eine Rolle pielt.

Zum einen dürfte der Ursprung des Blätzlehäs in der Gestalt des "Wildmanns" zu suchen sein, wie ihn auch Pieter Breughel d. Ä. 1566 auf einem Stich darstellt. Einen spezifisch für Konstanz möglichen Ursprung könnte es andererseits im Tuch- und Leinenhandel der Stadt haben. Konstanz war seit Anfang des 12. Jahrhunderts - neben Ulm und Augsburg - ein Zentrum des Stoffhandels, der Stoffveredelung und -lagerung. "tele de Constancia" war ein Begriff von Italien bis in die Niederlande. Die Vermummung durfte in früheren Zeiten nicht allzuviel kosten. Wo mit Stoffen gehandelt und gearbeitet wird, da gibt und gab es sicher auch Abfall oder aus der Mode gekommenes. Kleinere Stoffreste ergaben die unterschiedlichsten Blätzle. Diese auf Leinen genäht ergaben den Blätz.

Das Blätzle-, Spättle-, Fleckles- oder Fransenkleid ist im ganzen europäischen Maskenwesen verbreitet. Noch im vorigen Jahrhundert war der Bletzlebub oder Bletzlibub in Konstanz verbreitet und allgemein bekannt, doch überdauerten nur wenige Exemplare den Ersten Weltkrieg und die Fasnachtsverbote der 20er Jahre. Joseph Laible schreibt in seiner 1896 erschienenen "Geschichte der Stadt Konstanz" u. a. "Noch ist aus alten Tagen die fröhliche Fastnacht übrig geblieben, wo man 3 Tage sich vermummte [...] Bletzlibuben und Hansele darstellt."

 Zur Fasnachtzeit des Jahres 1887 wird in der "Konstanzer Zeitung" "1 Bletzlebub für einen 9 - 10 jährigen Knaben" zum Kauf angeboten. Der Inserent setzte voraus, daß jeder wußte, was ein Bletzlebub ist. Die Maskengestalt mußte also vor 1887 seit langem zur Fasnachtszene gehört haben. Fachleute des Maskenwesens haben das hohe Alter dieser Art Vermummung noch nie in Frage gestellt.

  Heute besitzen das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, das Musée international du Carnaval et du Masque in Binche, Belgien, das Ludwig-Uhland-lnstitut der Universität Tübingen, wie auch das Rosgartenmuseum ein Blätzlehäs. Der Narrenschopf in Bad Dürrheim, das größte Fasnachtmuseum in Deutschland, das Fasnachtmuseum Schloß Langenstein, haben den Konstanzer Blätzlebue ausgestellt und das Institut für Auslandsbeziehungen zeigt eine Maskenhaube des Blätzlebue auf Wanderausstellungen in aller Welt.

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Bearbeiter
Quellen
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21.12.2002
Uli Topka
Narren am See, Heinz Hug, 1996
Uli Topka