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Chronik der Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft e.V.
vor 1932: das unorganisierte Vorleben des Blätzlebue

1517/18 Im Konstanzer Münster, an der Empore, zieren die "Konstanzer Buben" den Bogen über dem Hauptportal. Einer davon könnte das Abbild eines Urahns der Blätzlebuebe sein. Er trägt eine Gugel. Das Oberteil ist sorgfältig mit dachziegelförmigen Blätzle besetzt.
1773

Constanz, den 16. Jenner 1773. In einem "Extrablatt aus dem Kaiserl. Königl. Zeitungs Comptoir" heißt es: "... Nur sind verunstaltende und ekelhafte Masquen, gleich wie auch jene, welche die Leibesgestalt ganz verdecken, als Riesen, Zwerge, Kästen, Zuckerhüte usw., nicht weniger die Vorstellungen des welschen, italienischen, Theaters, nemlich "Arlequins", Possenreißer, Hanswurste, und "Policinellen", Policchinella: auf der ital. Schaubühne eine Charakterolle von satyrischem Geiste und burleskem Aussehen, ein Hanswurst, eigends untersagt. Ferner soll niemand sich auf der Gasse zu Fuß mit der Larve vor dem Gesicht betretten lassen."

1778

K I/11 Lf. Nr 21 1 Fasz./46 (24.1.1778): Beschrieb eines von den Studenten und Bürgern gestalteten Fasnachtsumzugs. Er hat das Motto "Ein aufgesetzter masghirter Umzug darstellend die umgekehrte Welt mit ihren fünf Sinnen". Neben unzähligen Kostümierten tritt auch der "Hans Wurst" zu Pferd auf.
(UT, 2003)

um 1825 In einer Skizze zum Buch "Der Jude" von Karl (Carl) Spindler, die Spindler "Fas'nachtstreiben zur Zeit des Konstanzer Konzils" nennt, beschreibt er einen Umzug, der stark an die Umzugsbeschreibung des Jahres 1778 erinnert. Er schreibt: "Nach dieser erfreulichen Augen- und Magenweide ergötzte doppelt eine schwer knarrende und von bebänderten Ochsen gezogene Guggelfuhre (Lastwagen), angefüllt mit den närrischten Masken aller Art. Man sah da langbärtige Türken, charakteristische jüdische Handelsleute, grinsende Mohrengesichter und laut kläffende Bullenbeißer, denen man zerzauste Haarhauben auf die Köpfe gestülpt hatte. Ein lustiges Gesindel, bestehend aus einer großen Zahl von Hanselen, Dominos, Bletzlebuben, Laufnarren und Gaukelspringern, machte hier, rad- und purzelbaumschlagend, schellend und rasselnd, schreiend und jauchzend das Gefolge und ebnete dem Herold des zweiten herrlichen Prunkwagens, der FRAU VENUS, den Weg"

Im Buch "Der Jude" steht dann an gleicher Stelle folgendes: "Nach dieser Augen- und Magenlust ergötzte doppelt die schwere, knarrende und von bebänderten Ochsen geleitete Guggelfuhre, angefüllt mit den possierlichsten Mummereien, mit langbärtigen Türken, kinnwackelnden Judenköpfen, verzerrten Mohrengesichtern und kläffenden Bullenbeißern, denen man zerzauste Haarhauben auf die grämlichen Gesichter gestülpt hatte. Ein lustig Gesindel von Thorhänsen und Gaukelspringern machte hier radschlagend, purzelbäumend, schellend, rasselnd und in den höchsten Tönen des Stimmengejauchzes quinkelierend das Gefolge und zugleich den Herold der größten Pracht des Zuges, des herrlichen Hofes der FRAU VENUS, wie ihn die schlichte Sage schildert."

19. Jh. Im Buch "Badisches Volksleben im 19. Jahrhundert" von Elard Hugo Meyer werden Blätzlebuben erwähnt. Das Buch ist eine wahre Fundgrube betr. badisches Brauchtum im 19. Jahrhundert. Eine Kopie steht im Archiv der Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft.
1860

Auf einem Plakat anläßlich der Sigmaringer Fasnacht 1860 ist eine dem Blätzlebueb verwandte Figur abgebildet. Anordnung der Glöckchen, die Pritsche, Größe und Anordnung der Blätz sind alles Attribute des heutigen Konstanzer Blätz. Statt der Haube trägt diese Figur eine Halbmaske und einen Spitzhut. Um den Hals trägt er eine gezaddelte Halskrause. Das Plakat ist eine Anlage im Buch über die Sigamringer Fasnacht, das 1983 erschienen ist.

um 1885

Lilly Braumann-Honsell beschreibt in ihrem Buch "Kleine Welt - Große Welt !" die Konstanzer Fasnacht. Darin erwähnt sie, wie sie Mitte der 1880er Jahre am Fasnachtsdienstag immer als althergebrachter Blätzlebub durch die Straßen sprang und dabei "Narro, Narro sibo sibo, ..." sang. Der Schreibweise des Blätzlebub ist deswegen mit "ä", weil das Buch, aus dem das Zitat stammt, erst 1938 geschrieben wurde. Aus dem "e" wurde im Laufe der zeit das "ä".

1887

In einem Inserat der Konstanzer Zeitung wird 1 Bletzlebub für einen 9-10 jährigen Knaben angeboten. Zu diesem Zeitpunkt wird schon wie selbstverständlich vorausgesetzt, daß jeder weiß, was ein "Blätlzbueb" ist.

1896

Im Buch "Geschichte der Stadt Konstanz und ihrer Umgebung : ein Hausbuch für Leser aller Stände" von Joseph Laible werden "Bletzlibuben" und Hansele erwähnt. Es findet sich auch der alte Konstanzer Narrenspruch "Narro, Narro, siebosie ...".

1907

(...) Wie haben die Glocken gezürnt und gelacht über den Schellen der Hanswurste und Kindsköpfe, die um die Fastnacht ihre Pritschen schwangen und im Hanselschritt tanzend das seltsame Lied dazu sangen: Narro, narro sibo si, ...

um 1928 Im Buch "Konstanzer Fasnacht" von Herbert Hofmann ist ein Bild eines Konstanzer Blätzlebue mit einem Konstanzer Hansele zu finden.
Hinweis: Wer im Besitz weiterer, nachweisbarer Quellen, Informationen und Belege zur Figur des Blätz oder Hansele ist, der möge sich bitte bei Narrenrat Uli Topka (Tel.: +49-(0)7531-21069, eMail: ulrich.topka@sap.com) oder bei der Zunft (Zunftgeschäftsstelle: Landhausmoden Stuhler) melden.

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15.03.2003
Uli Topka
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