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Chronik der Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft e.V.
1932 - 1945: Gründungsjahre, Aufnahme in die VSAN und der 2. Weltkrieg

1932

Der Blätzlebue war so gut wie aus dem fasnachtlichen Konstanz verschwunden. Ludwig Müller, der spätere Blätzlevatter, hatte den Wunsch, eine Blätzlebuebe-Zunft zu gründen, um diese alte, prächtige Konstanzer Fasnachtsgestalt neu zu beleben. Er animierte Freunde und Bekannte, sich ein Blätzlehäs anzufertigen, für das meine Mutter, Hadwig, den Haubenschnitt und einen Musterblätz zur Verfügung stellte und dazu eine Beschreibung, wie das Häs auszusehen habe.

1933 Noch waren es nicht genug Hästräger, um eine Zunft zu gründen.
1934

Es war soweit ! Ludwig Müller, Fritz Miehle, Walter Straehl, Karl Summ, Rudi Ganter, Dr. Schorp, Alfons Senn, Heinz Müller, Josefine Vollmar und Lina Rick schlossen sich zur »Konstanzer Blätzlebuebezunft« zusammen. Die Hästräger liefen beim Konstanzer Fasnachtsumzug mit. Sie wurden vom Publikum aber für Überlinger Hänsele gehalten.

1935 Trotz Werbung in der Zeitung gab es nur 3 Neuaufnahmen.
1936

Große Enttäuschung. Nicht eine einzige Neuanmeldung! Peter Müller, der Sohn von Ludwig Müller, schnitt unverdrossen nach einer Pappendeckelschablone Blätzle für sein Häs, denn sein 10. Geburtstag stand bevor. Ludwig Müller rührte eifrig die Werbetrommel und seine Frau stand allen mit Rat und Tat beim Hässchneidern zur Seite. Peter Müller warb eifrig unter seinen Klassenkameraden für die Blätzlebuebezunft.

1937

Mit Peter Müller traten etwa 40 neue Blätzlebuebe in die Zunft ein. Der Beitrag betrug 50 Reichspfennig. Die Zunft begann zu wachsen und zu gedeihen. Der Durchbruch war geschafft. Der glückliche Blätzlevatter entwarf das Zunftemblem, den Hahnenkopf über dem Konstanzer Wappen und verfaßte unseren Narrenspruch:

»Blätzlebuebe eins, zwei, drei,
gond vum erschte Hahneschrei
Gäßle uf und Gäßle ab,
klopfet alle Winkel ab,
strähled Mädle, Wieb und Ma,
strähled alles drum und dra,
sufed wa so kunt dezue,
Narro, Narro Blätzlebue.

Ho Narro!«

1938

Es wurde für uns ein großes Erfolgsjahr. Zum ersten Mal nahm die Zunft an einem Narrentreffen in Überlingen teil, und zwar mit bereits 72 Hästrägern. In diesem Jahr wurde erstmals der Laternentanz durchgeführt. Allerdings in etwas anderer Form als heute. Am 4. Dezember 1938 fand in Donaueschingen die Hauptversammlung der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte statt. Unsere Freude kannte keine Grenzen, als es hieß: Die Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft ist in die älteste Vereinigung aufgenommen.

1939

Die Zahl der Zunftmitglieder stieg auf über 200 an. Es gab einen ersten Versuch zur Aufstellung eines Fanfarenzuges mit 2 Trommlern und 2 Bläsern.

1939-1945

Der 2. Weltkrieg. Natürlich war die Fasnacht während dieser leidvollen Zeit verboten. Die meisten Blätzlebuebe wurden zum Kriegsdienst einberufen. In diesen schweren Jahren blieb der Blätzlevatter mit seinen "Buebe" verbunden und schickte ihnen so manches Feldpostpäckle mit nützlichen Dingen, die er aus der Zunftkasse und aus der eigenen Tasche finanzierte.

Nach Ende des Krieges und Rückkehr aus der Gefangenschaft bewegte uns trotz Hunger und Not manchmal die Frage: Wird die Fasnacht wiedererstehen und wird es jemals wieder die Konstanzer Fasnacht geben, in ihrer überlieferten Form und jahrhundertealten Tradition mit Blätzlebuebe, Hansele, Hemdglonkern und den vielen bunten Mäschgerle, mit Schnurren, Umzügen und Narrenkonzerten ?

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Quellen
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06.01.1999
Uli Topka
Hahneschrei 1988, Autor: Peter Müller