zurück zur Hauptübersicht
zurück

LEXIKON
der "Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft "e.V.

Bierdeckel scherzhafte Bezeichnung für die Jahresmarke aufgrund ihrer früheren Form
Blätzleball erstmals 1950 durchgeführt
Blätzlebrunnen Steht auf dem Blätzleplatz im Stadtzentrum und wurde 1968 eingeweiht
Blätz oder Blätzlebue Die Figur des Blätz ist eine der ältesten Masken (Maske meint hier die gesamte Narrenfigur)  der schwäbisch-alemannischen Fasnacht überhaupt. Die heutige Form des Blätzlebue wurde 1932 von Blätzlevatter Ludwig Müller in Anlehnung an noch erhaltene Häser entworfen.
Blätzleplatz Platz im Zentrum von Konstanz an den Augustinerplatz angrenzend. Standort des Blätzlebrunnens.
Gardeorden Auszeichnung für Mitglieder, die sich um die Zunft besondere Verdienste erworben haben.
Großer Blätz Orden der Zunft. Auszeichnung für langjährige, ununterbrochene Zunftzugehörigkeit
Gugel Die Gugel entwickelte sich ab der Mitte des 13. Jahrhunderts bei  der (männlicher) Landbevölkerung, Jägern und Reisenden zu einer beliebten Kopfbedeckung. Ursprünglich aus einem kurzen Umhang mit Kapuze hervorgegangen, wird die Gugel ab Mitte des 15. Jh. auch von der weiblichen Oberschicht angenommen. Die Gugel ist ein sehr einfaches Kleidungsstück und besteht i.d.R. aus nur zwei Teilen. Gugeln wurden normalerweise aus leuchtenden Farben angefertigt (auch in Mi-parti, also halb und halb geteilt), von der Landbevölkerung jedoch eher in dunklen Naturtönen gehalten.
Die alte Kopfbedeckung der kahlgeschorenen Schalknarren war die Narrenkappe (auch: Gugel von lat. cucullus), eine runde Mütze mit Eselsohren und Hahnenkamm, der in Form eines gezackten roten Tuchstreifens von der Stirn bis zum Nacken reichte. Diese Narrenkappe war auch Bestandteil der Bekleidung des Till Eulenspiegel.
Hahn Der Blätz symbolisiert den Hahn. Als Frühvogel, der krähend die Nacht mit allem Dämonenhaften abmeldet und den Tag als Träger der Hoffnung begrüßt.
Annette Greif schreibt zu diesem Thema: "Zwei weitere, im Mittelalter mit negativen Eigenschaften belegte Tiergestalten lassen sich im Narrengewand wiedererkennen. [...] Das andere Tier, das mit der Narrengestalt in Verbindung gebracht wird und ikonographisch meist nur an der Narrengugel angedeutet [...], teilweise aber auch, wie im Gemälde Allegorie der Narrheit [...] voll ausgestaltet erscheint, ist der Hahn. Werner Mezger konstatiert in diesem Zusammenhang: 'Unter den negativen Bewertungen war jedoch die Haupteigenschaft, die man in der Gestalt des Hahnes verkörpert sah, ohne Zweifel die Geilheit. Und Geilheit galt in der Tat als ein untrennbar mit der Narrheit verbundenes Laster. Schließlich waren die Narren in den Augen der Theologen typische Vertreter der 'civitas terrena', des sündhaften irdischen Staates, von dem der hl. Augustinus gesagt hatte, daß man in ihm nicht nach dem Geist - secundum spiritum -, sondern nach dem Fleisch - secundum carnem - lebe.' "
Quelle: Annette Greif: Narrenliteratur im Mittelalter; Werner Mezger zitiert aus: Narretei und Tradition - die Rottweiler Fasnet. Stuttgart 1984, S. 27
Hahneschrei Zunftorgan, das seit 1966 jährlich einmal erscheint
Hemdglonker Erstmals 1879 in Konstanz belegt. Ehemaliger Rügebrauch der Konstanzer Gymnasiasten. Die Verkleidung besteht aus einem weißen Nachthemd und einer weißen Zipfelmütze. Der Hemdglonker trägt alle Arten von Lärm- und Krachinstrumenten mit sich. Dazu gehören Topfdeckel, Rätschen, Blechtöpfe, die mit Kochlöffeln traktiert werden oder ähnliches. Weitere Requisiten sind Saublotere oder Lampions. Während des Hemdglonkerumzugs begleiten riesenhafte Hemdglonker, die Gole, die weiße Schar. Die Hemdglonker tragen beleuchtete Transparente mit sich, auf denen die Untaten der Lehrer karrikiert werden.
Narreneltern Gab es bei den Blätzlebuebe in Form des Blätzlevatters und der Blätzlemutter. Die Blätzlemutter war im Gegensatz zu anderen Narrenmüttern tatsächlich eine Frau. Auf Wunsch von Ludwig Müller sind die Narreneltern in der Zunft eine einmalige Erscheinung.
Narrenkappe
Ratsmütze
Als nach der Säkularisation der Karneval neu belebt wurde, folgerte das 19. Jahrhundert aus dem alten Sprichwort: "Gleiche Brüder, gleiche Kappen" für die Narrenkappe: "Gleiche Narren, gleiche Kappen" und unifomierte die Narren mit einer Narrenkappe. ("Jedem Narren seine Kappe" meint dagegen: Jeder so, wie es ihm beliebt!). Die Ehre, die moderne Narrenkappe eingeführt zu haben, besitzt kein Alemanne, Bayer oder gar Rheinländer, sondern - man höre und staune - ein Preuße. Generalmajor Baron von Czettritz und Neuhaus hat 1827 die Einführung dieses Kappe in Köln vorgeschlagen. Diese Kappen haben nicht mehr die Gugel zum Vorbild, sondern die Jakobinermütze, die wiederum die phrygische Mütze imitierte. Markant für die ersten "modernen" Narrenkappen wie für die gegenwärtigen ist die - wenigstens an einer Stelle - nach vorn gebogene Spitze, wie sie eben für die phrygische Mütze typisch ist. Die "Verzierung" mit langen Fasanenschwanzfedern, mit bunten Steinen etc. symbolisiert die lächerliche Eitelkeit des Narren. Man kann sich oft des Eindrucks nicht erwehren, dass einzelne Kappenträger vergessen haben, dass ihre Kopfbedeckung die Eitelkeit lächerlich machen, nicht aber erneut vorführen soll.

Phrygische Mütze

Während ein Hut seinen Träger überhöht, ihn also sprichwörtlich größer werden lässt, und deshalb als "Ritualhut" ein Kennzeichen der Herren und Herrschenden ist, signalisiert die Mütze den niederen Stand. Ein Mythos benennt die Herkunft und Urbedeutung der phrygischen Mütze, einer spitz zulaufenden, nach vorn geneigten Kopfbedeckung: Der sagenhafte König von Phrygien, Midas I., sei von Apollo mit Eselsohren bestraft worden, weil er dem Gott in einem musischen Wettstreit widersprochen habe. (Seine kleinasiatische Dynastie hielt es zu ihrer Zeit deshalb für hohen Ruhm, von einem Esel abzustammen: Midas wurde als Gott in Tiergestalt angebetet). Damit die angewachsenen Eselsohren verborgen bleiben konnten, ließ sich Midas eine besondere Mütze anfertigen, eben die phrygische Mütze. Trotz strengster Strafandrohungen plauderte aber der Friseur des Königs das Geheimnis aus, das sich wie ein Lauffeuer verbreitete. Auf diesem Hintergrund wurde die phrygische Mütze zum Symbol des offenen Widerspruchs gegen Bevormundung "von oben". Das aufrührerische, obrigkeitskritische und oft illegale Tun des Mützenträgers wird vielfach dargestellt. Mit der phrygischen Mütze erscheinen die Amazonen, die geborenen Feinde der patriarchalischen Ordnung. Auch Paris, der Prinz von Troja, wird so dargestellt, weil er Helena mit illegalen, magischen Mitteln entführt hat. Die Altarbilder in den römischen Mithräen zeigen den Stiertöter Mithras mit phrygischer Mütze. Zur Zeit der Etrusker gelangte die Symbolmütze als Zeichen freiheitsbewusster Lebenshaltung nach Italien. In der Renaissance weitete sich die symbolische Bedeutung auf zwei weitere Kopfbedeckungen aus: die Baskenmütze und das Barett. Sie wurden zum Standeszeichen der von Natur liberalen Künstler. Typisch für alle diese Mützen: Beim Grüßen werden sie nicht - wie ein Hut - gelüftet. Der asymmetrische Sitz von Baskenmütze oder Barett betont den provozierenden Charakter dieser Kopfbedeckung. Sowohl der Hut (vgl. z. B. Thomas Mann als typischen Herrenhutträger) oder die Baskenmütze (vgl. z. B. Heinrich Böll als typischen Träger) verdeutlichen den geistigen Standort ihres Trägers. Im Altertum kennzeichnete die phrygische Mütze mehr die Herkunft des Bemützten aus Kleinasien und/oder seinen Stand: die Zugehörigkeit zur Priesterkaste der Meder. Im Zusammenhang christlicher Ikonographie taucht die phrygische Mütze zuerst in Verbindung mit den heiligen Dreikönigen auf. Weil die bei der Geburtserzählung Jesu erwähnten Magier aus dem Osten kamen, erhielten sie - ehe sie in den Legenden zu "Königen" wurden - phrygische Mützen; so zu finden auf Sargreliefs im 3. und 4. Jahrhundert und auf dem berühmten Mosaik in Ravenna aus dem 6. Jahrhundert. Als der heilige Nikolaus zum bösen Nikolaus säkularisiert wurde - erstmals durch Hoffmann im Struwwelpeter - verlor er seinen bischöflichen Ornat, der durch einen roten Mantel und eine rote phrygische Mütze ersetzt wurde. Während alle anderen Kennzeichen des Nikolaus verloren gingen als er in Amerika zum Saint Claus und dann zum Father Christmas oder Weihnachtsmann mutierte, blieb ihm die rote phrygische Mütze als Hinweis auf seine kleinasiatische Herkunft erhalten. Eben dieses Kennzeichen ist auch den "echten" Gartenzwergen eigen, den jüngsten Abarten des Heiligen aus der heutigen Türkei. Die Symbolik der phrygischen Mütze war auch für die Jakobiner im aufrührerischen Frankreich des 18. Jahrhunderts noch symbolkräftig. Sie übernahmen die Mützenform für ihre Jakobinermütze, die zur Kopfbedeckung der an der Französischen Revolution Beteiligten wurde. Als bei der Neubelebung der Fastnacht nach 1827 eine einheitliche Kopfbedeckung für die Narren gesucht wurde, war diese Jakobinermütze Vorbild für die moderne Narrenkappe: zunächst ein Papierhütchen in Form der phrygischen Mütze, aus der sich dann die Narrenmütze ich Schiffchenform entwickelte, die noch immer eine nach vorn geneigte Spitze aufweist. Die jüngste Gegenwart zeigt die Lebendigkeit der symbolhaften Bedeutung der phrygischen Mütze: Auch der extrem hochgestellte, nach vorn gerichtete und oft rotgefärbte Haarkamm der Punks nimmt die uralte Symbolik auf.

© Dr. Manfred Becker-Huberti, Köln, Quelle: http://www.nikolaus-von-myra.de/index.html, 2002  

Pritsche Narrenutensil; eine Art Holzzepter mit bunten Bändern; Lärminstrument. Früher wurde an Fasnacht den Mädle die Bändel aus dem Zopf gestohlen und an der Pritsche befestigt.
Schnetztor Stadttor von Konstanz und Zunftstube, die 1978 eingeweiht wurde.


Letzte Überarbeitung der Seite
Bearbeiter
:
:
21.12.2002
Uli Topka