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Chronik der Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft e.V.
1946 -1950: Die Jahre nach dem zweiten Weltkrieg

1946

 Nach dem Kriegsende wurde Südbaden und damit auch die Stadt Konstanz einer französischen Militärregierung unterstellt. Dem damaligen Oberbürgermeister Knapp war ein französischer Militärgouverneur übergeordnet. Natürlich wagte unter diesen Umständen damals kaum jemand zu hoffen, daß Fasnachtsumzüge und Maskentreiben in den Straßen und Lokalen der Stadt erlaubt werden würden. Trotzdem begaben sich mein Vater (Vater von Peter Müller), der Blätzlevatter und der Leiter der Konstanzer Polizei, Major Ecker, zum Gouverneur und versuchten, ihn mit vereinten Kräften von der Harmlosigkeit unseres alten Fasnachtsbrauchtums zu überzeugen. Nach anfänglich ablehnender Haltung ließ dieser sich schließlich doch halbwegs umstimmen und erklärte: "Eigentlich erlaube ich die Fasnacht nicht, aber ich verbiete sie auch nicht direkt." Der Blätzlevatter und Ecker mußten die ganze Verantwortung übernehmen und wurden für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung haftbar gemacht. Damit war mehr erreicht als erwartet. Ein Aufruf durch Zeitungsinserate zum Mitmachen an der Fasnacht war nicht möglich. Durch Weitersagen von einem Blätz zum andern gelang es aber, eine größere Anzahl Blätzlebuebe, darunter auch unseren heutigen Zunftmeister (Stand: 1990) Heinz Hug, zu aktivieren. Am Fasnachtsdienstag kam sogar ein kleiner Umzug in den Gassen der Altstadt zustande. Gott sei Dank kam es nie zu Zwischenfällen mit den französischen Besatzungssoldaten. Alle Narren erwarteten zuversichtlich das uneingeschränkte Wiederaufleben der Konstanzer Fasnacht im folgenden Jahr.

1947

Inzwischen war ich aus der Kriegsgefangenschaft, zwar halbverhungert aber sonst unversehrt, zurückgekehrt. Im Januar deuteten alle Anzeichen auf eine zünftige Fasnacht 1947 hin und ich freute mich schon riesig darauf. Aber welche Enttäuschung! Die deutschen Behörden (nicht die Franzosen!) erließen ein striktes Fasnachtsverbot. Trotzdem ließen sich einige Unentwegte nicht abschrecken und zogen einzeln oder in kleinen Gruppen kostümiert durch die Straßen der Stadt. Auch ich wagte mich im Blätzlehäs auf die Marktstätte und wunderte mich, daß französische Soldaten bei meinem Anblick ausriefen: "Le coq, le coq!" (= Hahn). Sie hatten intuitiv den Ursprung unserer Verkleidung (Hahnenhäs) erfaßt.

1948

Zum Glück gelang es den Behörden im vergangenen Jahr 1947 nicht, das Fasnachtsverbot durchzusetzen, und sie hoben dieses folgerichtig wieder auf. Schon am "Schmutzigen Donnerstag" schnurrte alles, was Beine hatte, in den Straßen und Lokalen der Stadt; die Ausgelassenheit kannte trotz aller Entbehrungen der Nachkriegszeit keine Grenzen. Am Abend zogen Hunderte von Schülern im wiedererweckten Hemdglonkerumzug durch die närrisch dekorierten Gassen der Niederburg. Am Fasnachtssonntag fand ein großer Narrenumzug statt, bei dem die Blätzlebuebe-Zunft mit etwa 100 Hästrägern an der Spitze des Umzugs teilnahm.

1949

Das Fasnachtsgetriebe lief auch in diesen beiden Jahren auf Hochtouren. Die Zunft konnte allein im Jahr 1949 einen Zuwachs von 300 Blätz verzeichnen.

1950

1950 nahmen wir am Narrentreffen in Radolfzell mit ca. 400 Blätzlebuebe teil, erstmals unter Anführung von zwei Trommlern, Helle Herzog und Waldemar Langenstein (noch keine Fanfaren). Damit war der Grundstein zur Bildung unseres Fanfarenzuges gelegt. Im selben Jahr wurde zum ersten Mal ein Blätzleball in der "Oberen Sonne" veranstaltet und fand bei unseren Mitgliedern großen Anklang.

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Quellen
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06.01.1999
Uli Topka
Hahneschrei 1990, Autor: Peter Müller