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Heimat der Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft e.V.
Konzil- und Universitätstadt Konstanz ( gesprochen: Konschtanz )

Zeittafel der Konstanzer Fasnacht

Zeittafel der Konstanzer Geschichte

Jüngere Steinzeitkultur in zahlreichen Ufersiedlungen der Konstanzer Bucht (ca. 2200-1800 v. Chr.)

"Pfahlbauten" der Bronzezeit (ca. 1200-800 v. Chr.)

Keltische Zeit Zeit (ca. 200 v.Chr)

Keltische (helvetische) Fischersiedlungen in der Niederburg am Rhein.

Römische Zeit (ca. 15 v.Chr bis 400 n.Chr.)

Am Ende des 3. Jahrhunderts bekämpften sich Römer und Alemannen am Oberrhein und letztere wurden von Constatin Chlorus (der Blasse), dem Vater Constantinus des Großen, besiegt. Dieser Kaiser zeichnete sich sowohl durch kriegerische Thaten als auch durch edle Gesinnung, weise Mäßigung und Hinneigung zum Christenthum aus. Von ihm leitet Konstanz seinen Namen ab, wenn nicht diejenigen Recht haben, welche ihn aus dem Keltischen stammen lassen und mit "Wasserburg" übersetzen.

Die Römer legten wohl eine Abzweigung der großen Heerstraße von Ad Fines (Pfyn an der Thur) nach Arbor felix oder Arbona (Arbon) gegen Konstanz und über den Rhein an. Diesen Übergang schützten sie durch ein Kastell, dessen Umfassungsmauern 1872 auf dem Münsterplatze aufgedeckt wurden. Neben demselben bildete sich eine Niederlassung, die, im Gegensatze zu dem hochliegenden Kastell, den Namen Niederburg erhielt.
(Laible: UT, 2003)


2003 wurde dieses Kastell - "völlig überraschend" - wiedergefunden. Ein Teil davon kann heute besichtigt werden. (UT, 20.10.2007)

Bild: Uli Topka

Turmfundament des Römerkastells

Konstanz gerät als romanische Siedlung unter alemannische Herrschaft (ca. 500 n. Chr.)

6. Jh.

Bis zum 6. Jh. scheint der Ort so gewachsen zu sein, daß er für wichtig genug erachtet wurde, Sitz eines Bischofs zu werden. Als die Alemannen die römische Stadt Vindonissa (Windisch in der Schweiz an der Aare) zerstört hatten, wurde zwischen 555 und 570 das Bistum hierher verlegt.

525

Constantia wird erstmals genannt

um 590

In der einstigen römischen Siedlung "Constantia" wird ein Bischofssitz begründet, vermutlich durch alemannische Herzöge.

615

Gallus predigt in Konstanz bei einer Bischofsweihe, dabei wird außer dem Münster auch die Stephanskirche "außerhalb der Stadt" genannt.

780

Karl der Große kommt nach Konstanz, hält sich einige Tage auf und reist von da mit seinen Söhnen Pipin und Ludwig nach Italien. (Laible: UT, 2003)

890-919

Bischof Salomon III., königlicher Kanzler und einer der führenden Staatsmänner des Jahrhunderts, erste Blütezeit des Konstanzer Kulturlebens.
(UT, 27.12.2009)

10. Jh.

Bischof Gebhard (979-995) stiftet auf reichenauischem Grund das Kloster Petershausen, das - neben St. Gallen und der Reichenau - zu einer der bedeutendsten Reichsabteien im Bodenseegebiet wird. Konstanz hat Marktrecht und eine eigene Münzprägeanstalt. Die Münzen tauchen in Osteuropa, Skandinavien, der englischen Westküste und Südfrankreich auf. Wichtigster Handelspartner ist aber Italien.

911

Der erste fränkische Kaiser Konrad feierte 911 das Weihnachtsfest dahier und bemerkte mit Anerkennung die von Bischof Salomon III. hergestellte Ummauerung der Stadt, die nun bis zum Oberen Markt, inneren Paradieser-(Geltinger-, Heglius-Rindporter, Rinkburger-)Thor, und Salmansweilerhof (Salmansweilergasse 1, 3, 5) reichte. (Laible: UT, 2003)

925

Die Ungarn, die 955 durch Kaiser Otto I., der Große, auf dem Lechfelde bei Augsburg, besiegt wurden, verbrannten 925 die Vorstädte von Konstanz. (Laible: UT, 2003)

934-975

Bischof Konrad l. der Heilige, aus dem Geschlecht der Welfen; Erbauer der Mauritius-Rundkapelle am Münster sowie der Kirchen St. Johann und St. Paul.
(UT, 27.12.2009)

961

zog Kaiser Otto I. nach Rom, wobei im Bischof Konrad, später heilig gesprochen und 975 gestorben, Heeresfolge leistete. (Laible: UT, 2003)

980

Am 24. Oktober kam Kaiser Otto II. mit seiner Gemahlin, der griechischen Prinzessin Theophania nach Konstanz, wo Gebhard II., ein Graf von Bregenz, Bischof war.

1043

Reichsversammlung zu Konstanz, Kaiser Heinrich III. verkündet den Gottesfrieden.
(UT, 27.12.2009)

1054-1089

In diesem Jahrhundert soll die alte Domkirche (das heutige Münster), welche an Stelle des ursprünglichen Schottenklosters stand, eingestürzt und von Bischof Romuald von Bonstetten und Nachfolgern neu aufgebaut worden sein. Dieser Neubau umfaßte die alte Krypta, die 3schiffige Basilika, ein Querschiff, den geradlinigen Chorabschluß und einen Vierungsthurm (Dachreiter). (Laible: UT, 2003)

12. Jh.

Der Konstanzer Fernhandel wird von den Leinenprodukten und seit Mitte des 14. Jhd. Barchent bestimmt. Veredelungs- und Verladeplatz ist seit dem 12. Jahrhundert - neben Ulm und Augsburg - Konstanz. "tele de Constancia" ist seit 1216 in Genua ein Begriff.

1153

Der Staufer Friedrich Barbarossa hält in Konstanz Reichstag ab. Der "Konstanzer Vertrag" wird geschlossen. Feldzug gegen die lombardischen Städte.

1183

Politische Verhandlungen führen zum Abschluß des "Konstanzer Friedens" zwischen Kaiser Barbarossa und den lombardischen Städten. Barbarossa weilt zu dieser Zeit in Konstanz.

1192

Konstanz wird Freie Reichsstadt. Nach den Bischöfen prägt das aufsteigende Bürgertum die Gestalt des kirchlichen Konstanz.

um 1200

Bau der ersten Rheinbrücke.

um 1215

König Friedrich II. verleiht der Stadt zum Dank für geleistete Hilfe das Recht eines eigenen Stadtrates und eigener Verwaltung; er weilt mehrfach in Konstanz (so 1213 und 1215). nach 1215 Anfänge des "Richtebriefes", der ältesten städtischen Satzung.
(UT, 27.12.2009)

1236

Gründung des Dominikanerklosters auf der Insel

ca. 1220-1250

Erste Ummauerung des gesamten Stadtgebietes.

1255

verlieh im Interregnum König Wilhelm (von Holland) der Stadt das Recht, sich einen Rat zu setzen, also war die Stadt der bischöflichen Gewalt ledig und reichsunmittelbar, so weit dies bei den unklaren und verwickelten Rechtsverhältnissen des Mittelalters einstweilen sein konnte. (Laible: UT, 2003)

Konstanzer Urkunde: "und sond die huonre gen (und sollen die Hühner geben) von den hofstetten allin iar ze der vaschnaht oder davor sibin naehte (Nächte)

1282

1283/1289

Verordnungen des Stadtrats, die den Handel mit Konstanzer Leinenwaren regeln sollen, vor allem den Export nach Frankreich. Der Leinengroßhandel durch ganz Europa war im Mittelalter die Hauptquelle des Konstanzer Reichtums.
(UT, 27.12.2009)

(an de Fasnet), da gab man den Win von Merspurg und von Ueberlingen ein Viertel um 4 Pfennige türer als den von Ow (Reichenau) und von Allenspach. War das nit eine große Widerwärtigkeit? (UT, 2003)

1291

In einer Urkunde aus dem Jahre 1296, in der Ulrich von Bodman seinem Vetter Hans von Bodman die neue Burg Bodman und andere im einzelnen aufgeführten Besitzungen und Rechte überschreibt. Dort heißt es: "gegeben ze kostenz an deme samstage vor aller mann vasnaht .

1296

Thurgauer Urkundenbuch IV, 842 17. Juni 1299: Streitverfahren zwischen dem Priester Heinrich am Konstanzer Münster und dem Ritter Friedrich Imthurn zur Abgabe von Fasnachtshühnern (pulli carnispriviales).

1299

Blüthe im 14. Jahrhundert

Innere und äußere Ursachen knickten diese Blüthe: Demokratischer Neid, Üppigkeit, Habgier der Kaiser und veränderte Handelswege. Nach allen verläßlichen Angaben ist das 14. Jahrhundert das der höchsten Blüthe der Stadt. Nicht nur besaß die Stadt einen zahlreichen, begüterten Adel, dessen Bildung, Ehrgeiz und Ansehen den Einfluß der Stadt nach außen, die Stetigkeit der Politik im Innern verbürgte, sondern sie regierte sich nun völlig unabhängig vom Bischofe, allein unter dem Kaiser, schloß Bündnisse mit Fürsten und Städten und war ein bedeutender Fabrik- und Handelsort, ein Stapelplatz zwischen Italien und Deutschland geworden, der guten Klang im ganzen deutschen Reiche hatte. (Laible: UT, 2003)

um 1300

Entstehung der Weberfresken im Haus zum "Kunkel". Eine der ältesten erhaltenen Profanmalereien nördlich der Alpen.
Geburt des Mystikers und Dichters
Heinrich Suso (Seuse) in Konstanz, später Mönch im Konstanzer Dominikanerkloster auf der Insel; gestorben 1366 zu Ulm.
(UT, 27.12.2009)

Thurgauer Urkundebuch IV, 30, Konstanz 1301 V 12, Besitzungen in Tägerwilen: Abgabe von Fasnachtshühnern.

1301

1312

Städtebund zwischen Konstanz, Zürich, St. Gallen und Schaffhausen zum Zweck der gemeinsamen Erzwingung des Landfriedens, des gemeinsamen Vorgehens gegen Rechtsbruch, aber auch gegen jeden Gegner schlechthin, und des gemeinsamen Vorgehens in der Reichspolitik

Im Buch "Deutsche mystische Schriften", aus dem Mittelhochdeutschen übertragen und herausgegeben von Georg Hofmann, wird im Kapitel 11 berichtet, wie Heinrich Suso (Seuse) die Fasnacht beging: "Wenn dann die vasnaht (Fastnacht) sich nahte, begann er an dem Abend, an dem das Alleluja verstummt (Anm. 38: Vom Sonntag Septuagesima bis Ostern fällt in den kirchlichen Gesängen und im Tagesgebet der Geistlichen [Brevier] das Alleluja fort oder wird anderweitig ersetzt) und die Toren dieser Welt anfangen, sich ausgelassen zu betragen, in seinem Herzen eine himmlische Fastnacht zu gestalten. Und das geschah so: Zum ersten gedachte er der kurzen schädlichen Lust dieser irdischen Fastnacht und wie so manchen dieser kurzen Vergnügungen langes Leid folgte; dann betete er den Psalm ´Miserere´ zum Lieben Gott für all die Sünde und Unehre, die ihm in dieser ausgelassenen Zeit zugefügt werde. Diese Fastnacht nannte er die Fastnacht der Bauern, denn die verstehen es nicht besser. (Anm. 40: Diese abwertende Bezeichnung der Fastnachtsgewohnheiten des bäuerlichen Standes erklärt sich aus der Spannung in Seuses Zeit zwischen dem verbürgerlichten Ritteradel [dem seiner Herkunft nach vielleicht auch Seuses Vater angehörte] und den in der Stadt heimisch gewordenen Bauern, deren Sitten und Gebräuche von jenem als besonders derb und anstössig empfunden wurden.)"
(UT, 20.10.2007)

um 1320

Thurgauer Urkundebuch IV, 517, Konstanz 1327 VIII 21, Acker in Kurzrickenbach. Abgabe 1 "vasnahthuon".

1327

1332

Erste Judenverfolgung in Konstanz und Überlingen

1342

Aufstand der Handwerker gegen die Herrschaft des Stadtadels, der sog. alten Geschlechter (erster Zunftaufstand).
Ein volles Jahrhundert ist ausgefüllt mit den Streitigkeiten der
Geschlechter und Zünfte und mit Verfolgung und Austreibung der reichen Juden. Bisher hatten die alten Geschlechter die Regierung der Stadt als Vorrecht für sich in Anspruch genommen und den Stadtrat ausschließlich aus den ihrigen besetzt. Mit Zunahme des Wohlstandes drängte das wachsende Selbstgefühl der Bürger zur Theilnahme an diesen Privilegien und suchte mit Gewalt zu nehmen, was nicht freiwillig gewährt wurde. Am 12. Januar 1342 erhoben sich die bewaffneten Bürger, durcheilten die Straßen und warfen ihr Verlangen, daß künftig der Rath zur Hälfte aus den Zünften bestellt werde, als Losungswort unter die Menge. (Laible: UT, 2003)

1343-45

Gründung der ersten Handwerkerzünfte, der Weinschenken, der Kaufleute und der Schneider.
(UT, 27.12.2009)

1349

Pest in Oberdeutschland. Juden, der Brunnenvergiftung angeschuldigt, werden in Konstanz, Zürich, Schaffhausen, Diessenhofen, St. Gallen und Überlingen verbrannt.

Haus Rheingasse Nr. 9 (früher Nr. 83/68)
"zum Narren"

So genannt seit 1350, seit ungefähr 1825 "zur Rose". In einem Steuerbuch wird es von 1452-1461 "Hans im Narren" genannt. Vermutlich nach dem Bürger Hans Erne. 1652 verkaufen Hans Rauch und Frau das Haus an den Bäcker Hans Georg Stehelin. Dabei wird folgendes vereinbart: Die Verkäufer haben "den vordern schilt von oben bis undean zu renovieren und anstatt des Narren ain schwarz schäfflein daran malen zu lassen ... es soll aber der beck ainist wie anderst narrenbeck heissen, sein und genandt werden". Das Haus behielt gleichwohl den Namen zum Narren und zeigte nach Marmor noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts einen aufgemalten Harlekin.
Quelle: Häuserbuch II. der Stadt Konstanz, 1908
(UT, 26.12.2009)

1350

1366

Beginn des Konflikts zwischen dem Konstanzer Bischof und der Stadt; Konstanzer Zug auf die Reichenau.

An der Fastnacht zogen 22 vornehme Konstanzer nach Zürich und wurden bei Bassersdorf von den Herren von Brandis (von denen der eine Bischof, der andere Abt von Reichenau und der dritte Kellerherr daselbst war) überfallen. (Laible: UT, 2003)

1368

1370

Am 9. Dezember 1370, als eben Rathssitzung im Stadthause am Fischmarkte war, erhob sich die zweite Empörung der Zünfte (zweiter Zunftaufstand) gegen die Patrizier. Der Rath hatte von dem Vorhaben Kenntniß erhalten, bemächtigte sich des Zunftmeisters Johann von Steckborn und verlangte von ihm Aufschluß. Da dieser Ausflüchte suchte, während die Aufrührer das Stadthaus umringt und den Ausgang mit einer Kette versperrt hatten, so töteten die Ratsherren den Zunftmeister, hieben sich Bahn durch die Menge und sammelten ihre Genossen auf dem obern Markte. Dort vereinigten sich sogar die Zunftmeister mit ihnen und pflanzten ihre Banner neben ihnen auf, als ob sie zu ihnen stehen wollten. Als aber die Zünfte zum Angriff schritten, blieben die Geschlechter allein, mußten sich ergeben und Thorschlüssel, Bücher und Stadtsiegel überliefern. Selbst ihr Leben war bedroht durch die Aufständischen, die nun Konrad Mangolt zum Bürgermeister wählten und einen Theil der Ämter von nun an aus den Zünften besetzten. (Laible: UT, 2003)

1376

Konstanz tritt dem Schwäbischen Städtebund von 14 Reichsstädten am Bodensee und in Oberschwaben bei. Dazu gehören unter anderen Ulm, Ravensburg, Lindau, Pfullendorf, Überlingen, Buchhorn, St. Gallen, Wil, Rottweil und Reutlingen. Später kamen noch weitere Städte und Grafenfamilien wie Weil der Stadt, Eßlingen, Heilbronn und Nördlingen, aber auch die Grafen von Nellenburg, Werdenberg-Sargans, Hohenberg, Montfort, der Freiherr Heinrich von Hewen und andere, hinzu. Der mächtigste Verbündete war das Haus Habsburg.

1385

Konstanzer Bund zwischen den Reichsstädten und den Eidgenossen.

1388

Das Kaufhaus am See, das heutige "Konzil" wird gebaut. Niederlage der Reichsstädte bei Döffingen.

Da hieß der Rat den nachgeschribenen Ruf tun in der Stadt ze Costenz. Es soll niemand nach Stubizit an der Gassen noch an der Straß pfifen, gigen, querternen, singen noch rufen, noch Horn blasen bis das Taghorn geblasen wird. Wer es darüber tut, der soll 5 Schilling Pfennige ze Buß geben, jeglichesmol so oft er es tut (siehe Laternentanz).

1388

1389

Dritter Zunftaufstand. Egerer Landfrieden, Auflösung des Schwäbischen Städtebundes.Konstanz, St. Gallen, Überlingen, Ravensburg, Lindau, Wangen und Buchhorn (heute Friedrichshafen) erneuern ihren "Bund der gemeinen Städte um den See".

1390

Erneutes Bündnis der schwäbischen Reichsstädte

1407

Konstanzer Bund gegen die Appenzeller

1414-1418

Konstanzer Konzil. Konstanz wird 3 Jahre lang Hauptort der Christenheit in geistlichen Dingen, des Reiches in weltlichen Angelegenheiten. Der Reformator Jan Hus wird als Ketzer verbrannt. Papst Martin V. wird gewählt.

Statutensammlung des Jörg Vögeli: Am 2. März 1416 (an de Fasnet) hatte Herzog Ludwig von Bayern ein großes Stechen mit unseren (konstanzer) Bürgern, und man stach auch noch am folgenden Tage. Es nahmen drei Herzöge, sechs Grafen, viele Ritter und Knappen, insgesamt gegen 38 Helme teil. Dann wurde für die Frauen ein großes Mahl abgehalten.

1416

Statutensammlung des Jörg Vögeli: Am 8.2.1418, Fanachtsdienstag, war wiederum unter den Fürsten ein großes Stechen. Daran beteiligte sich auch der König (Sigismund) ...

1418

Nr. 267; S 93, Nr. 298, 1427 Jan. 15
Verbot des Tanzens in der Ratsstube

1427

1429

Zunftaufstand und Auswanderung patrizischer Kaufmannsfamilien in den Landadel des Thurgau.

Der Minnesänger Oswald von Wolkenstein berichtet: Es wurde nicht nur getanzt, sondern es wurden auch Lieder und Spottverse gesungen.

1430

1430

21. Juli: Fünfter Konstanzer Zunftaufstamd, Absetzung des Rates.
November: König Sigmund in Überlingen verfügt eine neue Konstanzer Ratsverfassung mit Gleichberechtigung der Patrizier und der Zünfte

Bestrafung durch den Rat: weil der Gerber Kratt am Aschermittwoch "allenthalben in der statt die lut in ars hat lassen sehen"

1436

Ratsbuch 1534: 1441 war (an der Fasnacht) ein Gesellengestech ze Costentz und ward gestochen um ein "Häftlin by zwanzig Gulden und um einen Ring unter zehn Gulden". Es waren 17 Gesellen "ab der Katzen".

1441

1442

Erbauung des Zunfthauses "Zur Katz"

1444

Kleinkrieg im Thurgau, Belagerung von Wil

Fresko aus dem Zunftsaal der Metzger

Das obige Fresko wird in einem Begleitband des Konstanzer Rosgartenmuseums folgendermassen beschrieben:

"Konstanz, 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts

Humoristische oder allegorische Darstellungen an der Ostwand des Zunftsaales im Rosgartenmuseum

In monochromer dickpinseliger Zeichnung sind von links dargestellt: Undefinierbare Gegenstände; ein langnasiger Männerkopf mit geschlossenen Augen, auf dem Haupt einen nicht weiter bestimmbaren Gegenstand (A.d.E.: Es könnte auch eine Kanne sein, deren Inhalt der Narr ausgiesst); der Kopf eines Narren mit Brille (Nasenzwicker); ein Affe, eine Gabel in die rechte Schulter eines Mannes stechend. Dieser, bürgerlich in der Tracht des 15. Jahrhunderts gekleidet, wendet sich einem weiteren Narren zu, von welchem nur noch die Kappe mit den Schellen erhalten ist."
Quelle: Zunftsaal der Metzger, Rosgartenmuseum Konstanz. Literatur: Ausstellung konstanz 1988, S. 110, Nr. 41, Abb. 45 (Ausschnitt).
UT, 05.04.2004)

um 1450

Ratserlaß vom 15.02.1451: "Ille die (an jenem Tage) hat ain Raut verlaußen (ein Rat erlassen) daß man hifür dez nachtz uff der gassen nit verbutzet gan soll..."

1451

Es soll in den Zünften niemand den anderen zwingen, am "äschrigen Mittwochen" in der Zunft zu essen. Es soll niemand den anderen darum in den Brunnen werfen, ...
(Quelle: Die Statutensammlung des Stadtschreibers Jörg Vögeli. Konstanzer Stadtrechtsquellen IV, 1951, S. 151)

Johannes Ertzer, Prediger der Konstanzer Augustinereremiten, schreibt (Registereintrag Initium) die Predigt: *Caecus quidam - (Lc 18,35) Tamen est dicere: Es ist
vasnacht.

1455

Auf "Sabato post Mathye" [25.2.] bestrafte der Rat der Stadt eine Gruppe von 57 Personen "... von des wegen das sy die Vastnacht verbutzet gangen sind ..." zur Zahlung von 1 lb.dn. Unter der recht bunt gemischten Gesellschaft finden sich neben Dientsknechten und einem Koch auch illustre Personen wie der Konstanzer Chronist Gebhard Dacher und der reiche Kaufmann Stoffel Grünenberg. Die Liste wird allerdings angeführt von 13 Angehörigen der "Geschlechter" aus bekanntesten Familien, die sich an dem närrischen Treiben beteiligt hatten.

1458

Archiv der Stadt Konstanz: Strafbuch 1458, L 808 (2-24). Eine größere Gruppe angesehener Konstanzer Bürger, unter ihnen der Chronist Gerhard Dacher, wurden mit einer Geldbuße bestraft: "Des nachgeschriben sind gesträfft jetlichs umb 5 Schilling Pfennig als sy die vasnacht verbutzet umggange sind."
Quelle: Konstanzer Fasnacht, Herbert Hofmann, S. 16.
(UT, 05.05.2003)

1458

1458

Plappartkrieg: Aufgrund von Zwischenfällen beim Konstanzer Freischießen rücken eidgenössische Freischaren in den Thurgau.

1460

Die Eidgenossen erobern den Thurgau

REC IV, 270 Nr. 12405: 1461 um Febr. 15; "Wegen der schweren zeitläuffe getraute sich niemand von der gesellschaft der "Katze"...an Fasnacht weder schlegel noch trutz oder ein stechen abzuhalten..."

1461

Ratserlaß vom 18. Februar 1465: Verbot der Gastmähler am Aschermittwoch: "Item als och da her die zunft an der eschrygen mittwochen uff den herren und in den trinkstuben kostliche mael gehept sind, ...das da vil geld unnützlich verzert werde, ..."

1465

Das Chorgestühl des Münsters weist einige "Narren" in Form von sogenannten Miserikordien auf.

1466/67

Der Bildhauer Niklas von Leiden beginnt das Chorgestühl im Münster, vollendet von Simon Haider und seiner Werkstatt.
(UT, 27.12.2009)

1474

Ausbruch des Konstanzer Bischofsstreites. Der vom Kaiser und den Eidgenossen unterstützte Kandidat des Domkapitels, Otto von Sonnenberg, siegt nach fünfjährigem Konflikt über den vom Papst und von Herzog Sigismund unterstützten Ludwig von Freiberg.

1480

Beginn langer Streitigkeiten zwischen Konstanz und den Eidgenossen um das thurgauische Landgericht.

Angehörige der Geschlechterzunft "Zur Katz", der die Adeligen und Kaufleute angehörten, besuchten St. Galler Bürger zu einem Freundschaftstreffen. Danach brach die Freundschaft auseinander.

1484

1488

Januar: Gründung des Schwäbischen Bundes.
Konstanz verweigert den Beitritt.

1488

Dezember: Konstanz tritt dem Schwäbischen Bund bei. Beginn des Schwabenkrieges.

1499

Der Schwäbische Bund hält unter Kaiser Maximilian eine Heerschau im Zuge des "Schwabenkrieges" in Konstanz ab. Bannerträger des Reiches ist der Ritter Götz von Berlichingen. Die Eigenossen besiegen das Heer und die Hoheitsrechte über den Thurgau gehen Konstanz verloren.

Ratsprotokoll vom 24. April 1505: "Als dann die jetzig gesellschaft mit Herr Ulrich(en) Fryg(en), der narro zunftmeister ... und ander mer ain wild geschrai in den hüsern hand, so ist verlassen den wachteren ze sagen, wann sy das geschrai mer herend, das sy inen sagen, in stille ain guten mut ze haben."

1505

Model aus Konstanz (16. Jahrhundert): Auf dem Model erkennt man einen Narren, der einen Dudelsack über dem rechten Arm liegen hat.
(UT, 05.04.2004)

16. Jh.

Model eines Narren

Wandmalerei aus einem Konstanzer Bürgerhaus

Verkehrte Welt: Ein Ehepaar vertauscht die Rollen. Der Mann geht einer Tätigkeit im Haushalt nach, die frau trinkt Wein und trägt einen Degen.
Quelle: Geschichte der Stadt Konstanz, Band 3, 1991.
(UT, 05.04.2004)

16. Jh.

1507

April: Kaiser Maximilian hält in Konstanz einen Reichstag ab. Einigungsversuch mit den Eidgenossen.

1510

Verhandlungen über den Eintritt in die Eidgenossenschaft.

Die "Konstanzer Buben"

Aus der Beschreibung der Orgelempore des Konstanzer Münsters: Arabesken (Rankenmuster nach arabischer Art) und Maßwerk, verschlungene Kielbögen und eigenartige Abhänglinge formen eine für den Entstehungszeitraum recht fortschrittliche Zierarchitektur. Eine ungeheure Fülle von Details, winzige Figürchen, Masken und Tiergestalten erschließen sich nur dem genauen Betrachter.
Quelle: Konstanz, Münster U.L. Frau, Kunstverlag Josef Fink, 1998
(UT, 27.12.2009)

1516/18

"Getruckt zu Costentz durch Hänsen Schäffler Anno 1520". Der Druck zeigt die Aussaat des Menschensamen durch Adam und Eva, wie Kain und Abel den Acker pflügt und wie die Saat aufgeht. Aus der Erde wachsen Arme und Reiche, Mächtige und Schwache und auch Narren. (UT, 2003)

1520

Zeichnung aus dem Ratsbuch von 1521. Sie zeigt einen Ratsherrn von hinten, an dessen Mantel eine Narrengugel angebracht ist.
(Quelle: StAK, B I 31, 1521, S. 12; UT, 21.05.2003)

1521

Zeichnung aus dem Ratsbuch von 1521

um 1520
bis
1548

Die Reformation hält in Konstanz Einzug. Sie wird hauptsächlich vom Patriziat getragen, deren Mitglieder auch den Rat der Stadt stellen.

Narr mit Schellenkappe

Aus der Druckschrift des Philadelphus Regius (Pseudonym des Ambrosius Blarer?) "Von Lutherischen wunderzaychenn", 1524. Das Bild soll illustrieren, daß Luther den deutschen Narren die Augen vor der Geldgier des altgläubigen Klerus geöffnet hat.
(Quelle: Geschichte der Stadt Konstanz, Band 3, 1991; UT, 2003)

1524

1526

Die Konstanzer Bischöfe verlegen ihre Residenz ins bischöfliche Schloß nach Meersburg und kehren nicht mehr zurück. Die Klöster wurden säkularisiert.

Konstanzer von der Geschlechterzunft "Zur Katz" zogen an Fasnacht nach St.Gallen. Sie verkleideten sich entsprechend dem Namen der Gesellschaft als Katzen.

Eine St. Galler Quelle berichtet schon aus dem Jahr 1527: "Den 10. Hornung (A. UT: Aschermittwoch war in diesem Jahr am 6. März) kamen etliche burger von Konstanz mit grünen Röcken und hohen Hüten und mit grünen Spießen und zwendfachen Feendlinen, rot und weiß daran, zu etlichen unsern burgern von St. Gallen. Die guten gesellen luden sie von einer Trinkstuben in die andern. Es wurd ein Spielen und andere kurzweil erlaubt und zugelassen."
(Quelle: 75 Jahre Elefanten, S.10, 1955; UT, 2003)

1527

Konstanzer Stadtrechtsquellen: Am 15. Februar 1529 Ordnung "des Spiels wegen": "Es solen hinfür die burger und die gest in der Stadt Konstantz und ihrer oberkeit kain bockspil, flusspil, mummspil, ...mit würfel, karten, kugeln, ... dun."

1529

... hat der Rat zwegen allerlei Schaden, Aergernissen und Sünden, das Vermummen, Verbutzen und Verkleiden an Fasnacht verbotten und vorab das Tanzen abbestellt.

1529

1531

Konstanz tritt dem Schmalkaldischen Bund bei.

Zuchtordnung im reformierten Sinne, das Tanzen wurde als Teufelswerk generell verboten.

1531

Zur Zeit der Reformalion wurde der Rat der Stadt zum gestrengen Sittenwächter, und er erließ eine Vielzahl von Verordnungen, welche die täglichen Gepflogenheiten regelten. Unter anderem wurde auch die Fasnacht verboten. Die Konstanzer, die auf ihre Fasnacht nicht verzichten wollten, gingen in den närrischen Tagen einfach in den Thurgau. Wer jedoch dabei erwischt wurde, der mußte mit einer empfindlichen Geldbuße rechnen. Blättert man im Strafbuch jener Zeit, so findet man die Namen angesehener Bürger, die dafür bestraft wurden, weil sie dem Fasnachtsvergnügen im Thurgau gefrönt hatten. Darunter befanden sich auch etliche Honoratioren der Stadt. So wurde 1533 und 1534 der Chronist und Stadtschreiber Christoph Schultheiß gebüßt, weil er getanzt und sich "verbutzt" (verkleidet) hatte.
(UT, 14.12.2003)

1533/34

Mißachtung des Tanzverbots an Fasnacht durch mehr als 100 Bürgerinnen und Bürger, die deshalb mit Strafe belegt wurden. Jörg von Roggwil und sine Frau und Uli Sigmunds Frau haben zu Münsterlingen (an der Fasnacht) getanzt und ist jedes gestraft worden um einen Schilling Pfennig. (Die große Zahl der Straffälligen in den alten Ratsbüchern von 1529 bis 1548 wegen Besuchs der Schweizer Fastnacht beweist, wie die echten Konstanzer nicht von der Fastnacht abließen.)
(UT, 2003)

1534

Unterbindung des "ergernus" Fasnacht durch den Magistrat. Auflagen für die Bräuche am "escherigen Mittwoch" mit dem Zusatz, "es solle ... niemand den anderen in den brunnen werfen".

1535

Generelles Maskenverbot durch den Rat der Stadt

1538

Eine Zeichnung im Ratsbuch zeigt einen Kopf mit Narrenkappe.
(Quelle: StaK, BI 54, 1546, S. 132b; UT, 21.05.2003)

1546

1546 Kopf mit Narrenkappe

1548

Konstanz muß sich nach der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes dem Hause Habsburg unterwerfen und wird wieder katholisch. Ende der Freien Reichsstadt und Abstieg zur österreichischen Landstadt.

Randbemerkung unter der nebenstehenden Zeichnung im Ratsbuch unter dem Datum des 7.7.1548: "omnia si perdas, famam servare memento" (= Wenn du auch alles verlierst, denke daran, deinen Ruf zu wahren).
(Quelle: Geschichte der Stadt Konstanz, Band 3, 1991; UT, 2003)

1548

Ratsbuch: "... liefen an der Fasnacht drei "fasnacht butzen umb, das vor In vilen Iaren nie geschehen". Der Rat rief erst ein Verbot aller fasnächtlicher Vermummung aus, später hieß es: "wer in der mummerey gan will", der sollte sich einen Ratsknecht zur Begleitung ...

1549

Die von der Reformation abgeschafften Fastnachtsvergnügungen und muthwillige Streiche feierten ihre Auferstehung. "1549 lieffend drey Fastnachtsbutzen umb, das hievor in vil Jahren nit geschehen". Auch das Maskiren und Tanzen, das Thürklopfen und Erbsen an die Fenster werfen, die großen Zunftessen, das Neujahranblasen, die Federn auf den Hüten feierten ihre Wiederauferstehung. Die 1531 eingeführte Zuchtordnung, welche den unsittlichen Leuten stets mißfallen hatte, machte einer großen Zuchtlosigkeit Platz.
(Laible: UT, 2003)

1549

Doch nicht nur Verkleidungen gehörten zur Fastnacht. Gemeinsames Essen und Trinken bildetet ebenfalls einen wichtigen Bestandteil in den Letzten Tagen vor der Fastenzeit. Am Aschermittwoch 1550 trafen sich die Patrizier mit den Äbten von Petershausen und Kreuzlingen sowie einigen Domherren zu einem Festessen und anschließendem Tanz. (UT, 2003)

1550

1551

Konstanz wird zwangsweise rekatholisiert.

Auch in den nächsten Jahren blieb der Rat streng. 1554 wurde Michel Melber und vier andere Konstanzer verhaftet," umb sy vergangnen Estrigen mitwochs ain Mumerey In totenklaider gehapt und dermassen unfletig sich gehalten." (UT, 2003)

1554

Am 07. Februar 1562 (Aschermittwoch) findet in Konstanz ein allgemeines Fasnachtszunftessen statt, an dem sich alle Zünft beteiligten. In allen Zunfthäusern standen Tische bereit, an denen durchschnittlich je neun Zunftangehörige saßen. Jeder Teilnehmer erhielt zunächst einen Laib Brot und drei Liter Wein. Dann begann das Zünftige Essen. Auf jedem Tisch wurden aufgetragen: drei külberne Voressen oder Kutteln, damals das Leibgericht eines jeden echten Konstanzers, vier Pfund Kalbsbraten, zwei Pfund Hammelbraten, ein halbes Pfund Käse und ein Häfele Senf. Dieses Quantum konnte sicher für neun Personen reichen. Und dennoch hatte der Hochwohllöbliche Stadtrat in jeder Zunftstube zwei Obmänner aufgestellt, die an den Tischen herumgingen und die Zünftigen ermahnen mußten, bescheiden zu sein und nicht alles auf einmal zu nehmen, damit für den Nebenmann auch noch etwas übrig bleibe. (Nach Archivar Ruppert)

1562

1563

Ferdinand, seit 1556 Kaiser, kam 1563 nach Konstanz und verweilte vom 13. bis 21. Januar in der Stadt. Bei diesem Besuche wissen die Chronisten viel zu berichten von dem pompösen Ein- und Abzug des Kaisers, von den großen Geschenken, welche die Stadt trotz ihres dürftigen Zustandes spendete, von den neuen Schatzungen und Steuern, die der Kaiser verlangteund von den Lustbarkeiten, Seefahrten und Jagden, denen er beiwohnte.
(Laible: UT, 2003)

1565 beschloß die Geschlechtergesellschaft, sich jährlich "vor Ascher Mittwoch" (zum Essen und Trinken) zu treffen. Die Fasnacht wurde von allen Bürgern in der Stadt gefeiert. Nur in der Form unterschieden sich arm und reich. (UT, 2003)

1565

Die Synode von Konstanz hatte die Beschlüsse des Konzils von Trient durchzusetzen, unter anderem auch, daß die Fasnacht am Dienstag vor dem Aschermittwoch endet.

1567

Konstanzer Bürgerssöhne hatten in einem Fastnachtsspiel den Einzug des Fastenzinses zum Thema gemacht und dabei besonders den Ammann des thurgauischen Dorfes Bierwincken und Ulrich Vogel von Altnau, beide Thurgauer Landrichter, verspottet. Der Rat hatte die jungen Männer streng zu ermahnen, die sich jedoch keiner Schuld bewußt waren. In der Stadt wurde der Thurgauer Landvogt lauthals verspottet, der gegen den "Nasenschimpf", so nannte man solche Fastnachtsspiele, scharf protestiert hatte. (UT, 2003)

1578

19.02.1579: "Es ist verlassen daz der her verwalter diese Fasnacht nach der Gestalt der sachen mummereyen gestatten möge..."

1579

Im allgemeinen Spielverbot von 1592 wird auch das "mumspil" untersagt. Vielleicht fanden damals in der Stadt auch Fasnachtsspiele statt wie in der Stadt Nürnberg, die in dieser Zeit auch ähnliche Fasnachtsverbote erlassen hatte.

1592

Weit verbreitet schien der Brauch, Nachbarn und Bekannte zu besuchen und "Küchle" zu holen. Man aß und trank zusammen, Musikanten spielten zum Tanz auf. Wessen Wein man trank und von wem die Fastnachtsküchle stammten, wurde nicht immer ganz genau genommen. Im Jahre 1592 beschwerte sich der wohlhabende Stephan Wolgemuoth, der ehemalige Statthalter des Kardinal Mark Sittich, beim Rat. Sein Schreiber hatte in seiner Abwesenheit Gäste eingeladen, den Weinkeller seines Herrn geöffnet und damit großzügig die von Ihm Geladenen Gäste bewirtet. (UT, 2003)

1592

1604-1609

Gründung des Jesuitenkollegs mit anfänglich massiven Schwierigkeiten in Konstanz. Die Jahre 1604-1609 waren die Baujahre für das Kolleg, das Gymnasium (heute Stadttheater) und die Kirche.
(UT, 27.12.2009)

Seltene Einmütigkeit demonstrierten Rat und Bürgerschaft im Jahre 1608. Die Jesuiten hatten beschlossen, an der Fasnacht in ihrer Kirche ein 40-stündiges Gebet durchzuführen. Die Menschen sollten vom Fasnachtstreiben auf den Gassen in die Kirche zum Gebet geholt werden. Die Konstanzer fürchteten, daß Verkleidungen, Fastnachtsspiele und dergleichen Kurzweil endgültig abgeschafft werden sollten. In einer scharfen Beschwerdebrief an Maximilian Schenck von Stauffenberg, den Konstanzer Hauptmann, wies der Rat solche Überlegungen strikt zurück. Es sei üblich, daß in der Fastnachtszeit "in ganzer Christenhait dem layen etwas Zimlich eüsserliche fröd nachgesehen würdet." In Konstanz aber wollten die Jesuiten, daß die "Faßnacht in Fasten verkehrt" werde. Stauffenberg gab dem Rat recht, die Fasnacht konnte stattfinden. Als sein Schreiben verlesen wurde, schloß der Stadtschreiber den Eintrag im Ratsbuch mit einer Federzeichnung ab: Ein Narr mit Schellenkappe trägt einen nicht genau erkennbaren Gegenstand vor sich her. Sie ist eine der frühesten authentischen Narrendarstellungen. "Der Kampf zwischen Fasten und Fastnacht", wie es das Konstanzer Schreiben 1608 genannt hatte, war noch längst nicht entschieden.
(Quelle: StAK, BI 87, 1608, S. 39b; UT, 21.05.2003)

1608

Für die Konstanzer Mundart ist die Fasnacht von 1611 noch von Bedeutung. In Konstanz gibt es das Wort "Luskok", das man heute nur noch von alten Leuten hört. Den historischen Ursprung dieses Wortes kann man nachweisen. Aus dem Ratsprotokoll vom 13. März 1611 kann man folgendes entnehmen: Im Januar 1611 kam die Nachricht nach Konstanz, daß die Uskoken, berüchtigte Seeräuber, in der Nähe von Zare, einen kühnen Handstreich auf das sich im Karnevalstaumel befindliche Venedig ausgeführt hätten. Trotz dem die Venezianer Kriegsflotte vor der Stadt lag, waren die Uskoken eingedrungen und mit den schönsten Mädchen von Venedig an Bord, wieder unbehelligt abgesegelt. Das Entsetzen über die Tat war so groß, daß seit 100 Jahren erstmals der Karneval in Venedig abgesagt wurde.
Diese Nachricht aus der Stadt Venedig schien nun eine größere Anzahl der Stadtjunker aus der
Gesellschaft zur Katze bestimmt zu haben, mit vereinten Kräften die uskokischen Seeräuber während der Konstanzer Fasnacht nachzuahmen. Unter dem Ruf "Uskoken" haben sie Mädchen in der Stadt in das Geschlechterhaus zur Katze entführt. Die Menge versammelte sich darauf hin vor der Katze und verlangte die Herausgabe der Mädchen. Hierbei kam es zu Tätlichkeiten, die ihr Nachspiel vor dem Rat der Stadt hatten. Der Stadtschreiber zeichnete weiter noch auf, daß die Stadtjunker von diesem Tag an "Luskoken" geschimpft wurden, weil das Volk mit dem Wort "Uskoken" nichts anzufangen wußte. Die Ableitung "Lause" und "Kok" entstand erst später.

1611

Im Ratsbuch findet sich nebenstehende Zeichnung. Die Worte auf der rechten Seite des Narren ("io hero"), könnten eine Art Narrenruf sein. Der Anfang "io" erinnert stark an das römische "Io", ein Ausruf der Freude. Während der Saturnalien riefen die Römer beispielsweise "Io Saturnalia". Ob aus dem "Io" das Konstanzer "Ho" (Narro) geworden ist, darüber darf spekuliert werden.
(Quelle: StAK, BI 95, 1616, S.70; UT, 2003)

1616

Probieren im feuwr und auf der waag

Beschreibung des Glasgemäldes: Der Münzwardein (nicht im Bild) überprüft die Legierungen auf ihren Silbergehalt, durch Nachwägen und Abtreiben von Proben. Ein anderer prüft die Qualität der Münzen im Feuer (A.d.E: vermutlich manipuliert der ganz in weiss gekleidete Narr, der sich neben dem Ofen versteckt, das Feuer). Glasgemälde von Hieronymus Spengler aus der alten Konstanzer Münze, die kurz vor Weihnachten 1891 abbrannte.
(Quelle: Rosgartenmuseum Konstanz; UT, 05.04.2004)

um 1620

Narr in der Konstanzer Münze

1633 folgte ein erneutes, scharf formuliertes Verbot der Vermummungen, man nannte es nun im offiziellen Sprachgebrauch Maskeraden. Auch den Kindern sollten Verkleidungen verboten sein. Wer dennoch in fastnächtlichem Gewand angetroffen wurde, sollte vom Bettelvogt "mit der rutten" gestraft werden. (UT, 2003)

1633

1633

Die Schweden, geführt von Gustav Karlsson Horn, Graf von Bjorneborg, geb. 1592, belagerten im Zuge des Dreißigjährigen Krieges Konstanz vier Wochen ergebnislos. Am 27. Sept. erschien der Thurgauer Landvogt mit einem schwedischen Trompeter und brachte Briefe der Tagsatzung an den Kommandanten. Diese enthielten im Namen der Eidgenossen den Antrag des Herzogs von Rohan, des Haupts der französischen Protestanten und Oberkommandanten in Graubünden, die Stadt zu unparteiischen Händen einer eidgenössischen Besatzung zu übergeben. Dies wurde abgelehnt. So war dieser abermalige Versuch, Konstanz zur Schweiz zu bringen, mißlungen. Von dem berühmten Basler Kupferstecher Mathäus Merian wurde das Konterfei der Stadt in Kupfer gestochen.

1643

Im Februar 1643 bekannten, 100 Jahre zu spät, die in Luzern versammelten kath. Stände, die Aufnahme von Konstanz als eines wichtigen Schlüssels der Eidgenossenschaft wäre gröblich versäumt worden. Sie versuchten von Österreich eine Übergabe der Stadt 1643 zu erwirken, welche aber abgeschlagen wurde. Alle Kriegsdrangsale des Thurgaus kamen nur von dieser Versäumnis her. (Laible: UT, 2003)

Haus Rheingasse Nr. 9 (früher Nr. 83/68)
"zum Narren"

So genannt seit 1350, seit ungefähr 1825 "zur Rose". In einem Steuerbuch wird es von 1452-1461 "Hans im Narren" genannt. Vermutlich nach dem Bürger Hans Erne. 1652 verkaufen Hans Rauch und Frau das Haus an den Bäcker Hans Georg Stehelin. Dabei wird folgendes vereinbart: Die Verkäufer haben "den vordern schilt von oben bis undean zu renovieren und anstatt des Narren ain schwarz schäfflein daran malen zu lassen ... es soll aber der beck ainist wie anderst narrenbeck heissen, sein und genandt werden". Das Haus behielt gleichwohl den Namen zum Narren und zeigte nach Marmor noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts einen aufgemalten Harlekin.
Quelle: Häuserbuch II. der Stadt Konstanz, 1908
(UT, 26.12.2009)

um 1652

Erste Erwähnung des Fasnachtsschießens am 02. und 03. März. Der "Ehrsamb und Wohlweise Herren Verwalter der Hauptmannschaft, auch Burgermeister und Rath der Statt Costanz" stiftet "einen Silber verguldeten Becher ..."
Quelle: SüdK, SA 14.01.2006
(UT 25.12.2009)

1672

In Wien wandte sich nämlich Kaiser Leopold I. nach der Türkenbelagerung von 1683 zur Wahrung von Ordnung und Sicherheit gegen den bis dahin üblichen Mummenschanz und das ausgelassene Treiben auf den Straßen und verbannte sie in Lokale und Säle. Dies führte bald zur Entwicklung der Wiener Bälle (Faschings-Bälle), die dann im frühen 18. Jahrhundert allseits lebhaften Zuspruch fanden und in allen Sozialschichten vom Adel bis zu den Kleinbürgern veranstaltet wurden. Das neue Tanzbrauchtum wurde dann sehr schnell in anderen österreichischen und bayerischen Städten aufgegriffen und auch die ersten Bauernfaschingsbälle finden sich. Und im Nu wurde in den östlichen bayerischen Städten das Wort "Fasnacht" fallen gelassen, und das vor allem auf dem Land nie ganz aufgegebene "Fasching" kam zu neuen Ehren. Auch die bayerische Haupt- und Königsstadt München griff den "Fasching" auf. Das ganze 19. Jahrhundert hindurch vollzog sich dieser Ablöseprozeß. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs war er so weit fortgeschritten, dass sich vor allem um München und im westböhmischen Egerland das Wort "Fasnacht" so gut wie überhaupt nicht mehr belegen lässt. Um 1935 stellten dann Sprachforscher fest, dass sich das Wort "Fasching" in Bayern gänzlich durchgesetzt habe und von "Fasnacht" kaum mehr die Rede ist. (A.U.T.: Da Konstanz zu dieser Zeit zu Vorderösterreich gehörte kann man gewisse Parallelen erkennen. Auch hier hat sich allmählich das Wort Fasching eingebürgert.)
(Quelle:http://www.obing.de/zenz/gtev/hzfasch.htm; UT,25.05.2003)

1683

1689

Im Orleans'schen Kriege Ludwigs XIV., als dessen Scharen die Pfalz berbrannten und Freiburg französisch geworden, flüchtete die Universität nach Konstanz, wo sie bis zum Frieden von Ryswick 1697, der Freiburg wieder deutsch machte, im Hause Thorgasse 8 verblieb. (Laible: UT, 2003)

1702

Aberglauben und Gespensterfurcht spukten in der Stadt. Der Rath beschäftigte sich 1702 mit einem Gespenste im Rathhause, das die Gestalt einer Beghine umging,die Leute plagte und vertrieb, und endlich einer nähern Untersuchung das Feld räumte, indem es ein kopfloses Kind hinterließ, welches den Rath und die Geistlichkeit zu langen Konferenzen veranlaßte ! (Laible: UT, 2003)

1713

Abermals war Freiburg in französische Hände gefallen und die Universität suchte hier ihr altes Heim in den Jahren 1713 bis 1715 wieder auf. (Laible: UT, 2003)

Fasnachtsschießen am 14. März 1725

1725

Fasnachtsspiel in Konstanz. Ein Theaterprogramm hat den Tiltel: "Der Speck gehört auf's saure Kraut, auf schweren Krieg eine edle Braut."

1735 wurde im Geiste der damaligen Zeit, welche selbst dem Vereinswesen einen religiösen Stempel aufdrückte, die Neujahrsbruderschaft (vulgo Wurstbruderschaft genannt) gestiftet, die ihr Dasein bis 1867 fristete und dann am Lichte der Neuzeit erlosch. Die Mitglieder versammleten sich am 31. Dezember bei einfachem Mahle, das großentheils aus Würsten aller Arten bestand, im Gasthause zum Steinbock (Inselgasse 11).

1735

1744-45

Im östr. Erbfolgekriege (1741-1748), den Maria Theresia, Kaiserin von Österreich gegen halb Europa führte, zogen am 10. Oktober 1744 französische Einheiten in die Stadt ein (insgesamt 12000 Mann). Als Teil Vorderösterreichs war Konstanz im Streit um den deutschen Kaiserthron zwischen Österreichern einerseits und einer Koalition aus Reichsfürsten und Franzosen andererseits zum Kriegsgebiet geworden. Nachdem im April 1745 der Friede von Füssen geschlossen war, rückten die Besatzungstruppen wieder ab.
(UT, 2003).

In einer Ballordnung für Konstanz lesen wir, daß Bälle auch im alten Rathaus gefeiert wurden, daß "Seiten-, Feuer- oder andere Gewehre zu tragen, verbotten, besonders aber nicht gestattet, daß die Diener einiges Gewehr tragen sollen".

1753

In einer Anordnung mit Datum Constantz, den 29. Decembris 1753, verfügte Carl Freyherr von Cristant für die bevorstehende Carnevals-Zeit: Mit dem 7. Januarij angefangen, den 14. 21. 28. dito und den 4. 6. 11. 13. 18. 20. 24. 25. und 26. February werden auf auf allhiesigem Rathaus je ein "masquirter Ball" gehalten werden...

1754

K I/11 Lf. Nr 21 1 Fasz./40a (17.12.1766): Verbot des Maskenlaufens; Redoutengelder sollen für Arme verwendet werden.

1766

K I/11 Lf. Nr 21 1 Fasz./41 (20.3.1796):
Anzeige des Kommissars Jos. Bock wegen verbotener
Fasnachtsbelustigung.

1769

1771

In Konstanz herrscht nach zwei Mißernten eine katastrophale Versorgungslage der Bevölkerung.

K I/11 Lf. Nr 21 1 Fasz./43 (18.1.1773): Constanzisches Extra-Blatt über den Beginn der Ballsaison im Gesellschaftshaus zur Katze. Ballordnung im "Konstanzerischen Extrablatt in der kaiserlich-königlichen vorösterreichischen Zeitung"

1773

1773

Papst Klemens XIV. hob am 21. Juli 1773 durch die Bulle: Dominus ac redemptor noster (Unser Herr und Erlöser) den Jesuitenorden auf. Am 9. November 1773 schlossen kaiserl. Kommissäre das hiesige Jesuitenkloster und Gymnasium (Vorläufer des heutigen Suso-Gymnasiums). 1787 verkaufte man das Schulhaus (das heutige Stadttheater) und verlegte das Gymnasium/Lyzeum) in das Kloster selbst.
(UT, 09.04.2003)

Fastnachts-Anzeige Nr. 2 vom 9. Jenner 1775: "Es soll hierdurch Männiglich bekannt gemacht werden, daß die öffentliche Bälle in anständigen Masquen, oder Verkleidungen...Das adeliche Zunfthause zur Katze genannt, ist wie vorigen Jahres als der bequemste Platz hierzu bestimmet...Der Anfang der Redoute ist jedesmal Nachts um neun Uhr...Die Billets kan man nach Gefallen auf gemelter Katzenzunft ablangen."
(Quelle: 75 Jahre Elefanten, 1955; UT, 2003)

1775

Nr. 6 vom 5. Hornung 1776: Besondere Anzeige

"Mit gnädiger Bewilligung diesseitig hoher Obrigkeit werden die allhiesige Burgers=Söhne bey wirklicher Faschingszeit, Hohen und Niedrigen, mittelst eines maskirten Umzugs , durch die Hauptgassen der Stadt Konstanz die angenehmste Unterhaltung machen. Der eigentliche Tag hierzu ist auf Dienstags den 13.ten Hornung (A.U.T.: Dienstag vor dem "schmutzige Dunschtig") vestgesetzet ..."
(Quelle: 75 Jahre Elefanten, 1955; UT, 2003)

1776

Nr. 2 vom 13. Jänner 1777: Ganz besondere Anzeige.

Die bereits bekannte maskirten Bälle auf allhiesigem Rathause, werden den ganzen Fasching hindurch alle Sonntag, und Mittwoch Abends um 9 Uhr, bey einer so herrlichen Musik, als glänzenden Beleuchtung fortgesetzet...Was aber das allgemeine Vergnügen noch mehr vergößert, ist die Franz Grimmerische Suite, welche erst seit voriger Woche auf der adelichen Zunft zur Katze allhier die festlichsten Operetten aufführt...
(UT, 2003)

1777

Ballordnung von 1777

Niemand dürfe den Ballsaal betreten, der ein Bajonett, eine sonstige Stichwaffe oder gar Feuerwaffen bei sich trage. Verboten waren auch "alle feuerfangenden, ekelhaften Verkleidungen, und Larven, auch jene, wodurch die ganze Leibesgestalt gänzlich verborgen wird". Interessant in diesem Zusammehang ist der Versuch der österreichischen Behörden, den Einfluss französischer Carnevalsbelustigungen zu unterbinden. So untersagte der Stadtkommandant alle Traditionen des "welschen Theaters", das "geistliche- oder Ordenskleidung, waserley Christliche Religion" nachahme.
(UT, 2003)

1777

StAK K I/11 Lf. Nr 21 1 Fasz./46 (24.1.1778): Beschrieb eines von den Studenten und Bürgern gestalteten Fasnachtsumzugs. Er hat das Motto "Ein aufgesetzter masghirter Umzug darstellend die umgekehrte Welt mit ihren fünf Sinnen". Neben unzähligen Kostümierten tritt auch der "Hans Wurst" zu Pferd auf.
Weitere Quelle: Tiroler, Teufels-Plätz und Schneckenkönig - Die Figuren eines barocken Konstanzer Karnevalsumzugs aus dem Jahr 1778 und ihr Weiterleben in der heutigen Fastnacht, Beate Falk, 2008
(UT, 26.12.2009)

1778

1779

Goethe weilt in Konstanz.

Seit 1780 fanden im Rathhaus am Fischmarkt, später im Theater, das in den Besitz der Familie Lauber gekommen war, maskirte Bälle zur Fastnachtszeit bis in die Mitte dieses Jahrhunderts (A.d.E.: 19. Jh.) statt, die stark und von weither besucht waren. (UT, 09.04.2003)

1780

1783

In Genf war 1781 das alte Stadtregiment gestürzt worden. Zwei Jahre später wurde diesem Aufbegehren der Volkssouveranitat ein gewaltsames Ende bereitet. Genfer Handeltreibende bitten in Konstanz um das Recht zur Ansiedlung. So entstand in den Folgejahren das, was als Emigrantenkolonie oder Genfer Kolonie in die Stadtgeschichte eingegangen ist. Besonders bekannt wurde die Indiennedruckerei von Jacques Louis Macaire. Die bis zu 600 Menschen bildeten ein puritanisch-calvinistisches Element in der Stadt, das dem Fasnachtstreiben nichts abgewinnen konnte.

K I/11 Lf. Nr 21 1 Fasz./53 (7.2.1784): Gesuch des Adlerwirts Maier über Abhaltung von Redouten und Haltung von Spielleut.

1784

Öffentlicher Maskenball im "seiferischen Haus", Eisengasse (jetzt Münsterplatz 5)

1787

Hochobrigkeitlich privilegirtes Konstanzisches Wochenblat. N. III. d. 16. Jenner 1788: "Da bereits am 13ten dieses die Faschingslustbarkeiten den Anfang genommen haben, so werden diese auf den 20. 23. 27. und 30ten Jenner, auch 3. und 4ten Hornung in dem allhiesigen Rathshaus-Saale fortgesetzet werden. Das Eintrittsgeld besteh für jede Person jedesmal in dreyßig Kreuzer. Man kann maskirt oder in gewöhnlicher Kleidung, doch letstern Falls mit einer Kart oder Larve auf dem Hut, erscheinen. - Benebens sind Stock, Seiten, Feuer , oder anderes Gewehr bey sich auf den Ball zu tragen, auch alle eckelhafte, oder sonst gräßliche Vermummungen und Larven, besonders auch Geistliche und Ordenskleidungen - nicht minder alle Hazardspiele, scharf verbotten."

1788

1788

Goethe weilt in Konstanz.

Anzeige im Konstanzisches Intelligenz=Blat. Nro. III Mitwochs den 21. Jenner 1789: "Künftigen Sonntag, den 25ten Jenner wird auf dem dahiesig städtischen Rathshause der erste Ball abgehalten werden, ohne oder mit Masken, nach Belieben derer Liebhabere." (UT, 09.04.2003)

1789

1789

Goethe schreibt sein Buch "Das Römische Carneval".

Gedr. Ballordnung auf Fasching 1790
(UT, 2003)

1790

Unter "Anektoden" lesen wir im Konstanzischen Intelligenz-Blat vom 26. Horn. 1790: "In einem St..chen nicht gar sehr weit von hier - tanzte man letztern Faßnachttag bis Aschermittwoch hinein - ein Spaßvogel benutzte den Aberglauben dasiger Masken, gieng etwas früher weg und kleidete sich in einen mißfärbigen, und ekel anzusehenden Domino, unter welchem er 2 Geißfüsse vorragen ließ, auch den Kopf bedeckte er so, daß es schien, als trug er Hörner - so betrat er den Masken Saal ...".
(UT, 25.12.2009)

1790

Fischgratwirt Bartholomä Reis will am schmutzigen Donnerstag Spielleut auf der Katz halten, 27.1.1790
(UT, 2003)

1790

Nachricht im Konstanzisches Intelligenz=Blat. Nro. IIII Freytags den 28. Januar 1791: "Auf bevorstehende Faßnacht werden auf dem Rathhause zu Radolphzell folgende Bälle gehalten werden ..." (UT, 09.04.2003)

1791

Beylag zum Intelligenblatt. Nro. V.: Ballanzeige und Tanzanzeige im Gasthof zum Adler. (UT, 09.04.2003)

1791

Anzeige im Konstanzisches Intelligenz=Blat. Nro. VI Freytags den 10. Februar 1792: Faschings-Lustbarkeiten
In folgenden Tagen ... Wird in dem Gasthause zum Adler dahier, Tanzbelustigungen abgehalten werden ..." (UT, 09.04.2003)

1792

An der östlichen Giebelseite des Stadttheaters Konstanz entsteht das Relief  "Vertreibung des Hanswurst von der deutschen Bühne". Es wurde im Zuge des Umbaus von dem (Konstanzer?) Maler Hermann der Jüngere geschaffen.
Quelle: Konstanzer Baudenkmale, Rosgartenverlag 1966
(UT, 26.12.2009)

1790-1792

Relief "Vertreibung des Hanswurst"

Kundmachung im Konstanzisches Intelligenz=Blat. Nro. IIII., Freytags den 25. Jenner 1793: "Einem hochzuverehrenden Publikum wird anmit zu wissen gethan, daß die Konstanzer Faschings_Bälle unter hoher, der K. K. V. Oestr. Regierungs=Inspektion, mit dem 13ten currentis ihren Anfang genommen, fortdauern, und abgehalten werden, den 27. und 30ten Jenner, den 3, 6, 10, und 11ten Februar, jedesmahl von Abends 9 Uhr, bis Morgen in der Fruh.
Es ist auch ein in allem erfahrner neuer Traiteur für alle mögliche Eßwaaren und Getränke, für billiche obrigkeitlich bestimmte Taxe, aufgestellt, so, daß wer von Fremden oder Einheimischen von diesen
Faschings-Freuden Antheil zu nehmen belieben wird, auch in allem bestens satisfaktionirt werden kann. (UT, 09.04.2003)

1793

um 1795

Zu den rund 4000 Konstanzerinnen und Konstanzern gesellten sich in den neunziger Jahren über 2000 Franzosen. Durch den Einzug dieser "Genfer Kolonie" in Konstanz machte sich ein puritanisch-calvinistischer Geist in der Stadt bemerkbar, der dem Fasnachtstreiben natürlich ablehnend gegenüber stand. In Folge des ersten Koalitionskrieges gegen das revolutionäre Frankreich zogen im August 1796 siegreiche französische Einheiten in Konstanz ein. Die Flüchtlinge verließen die Stadt. Nach dem Abzug der Besatzungstruppen im Oktober kehrten sie jedoch bald wieder.

Stadtarchiv Konstanz, Polizeisachen: Karneval- und Komödienspielen 1787-1805 K I/12 Lf. Nr 22 1 Fasz./139 (27.2.1797) "Eltern sollen ihren Kindern das Maskieren und Vermummen verbieten"
Von der hochlobl. kaiß. königl. Regierung und Kammer ist unter dem heutigen Datum ein rescript folgenden Inhalts anher erlaßen worden: legitur verbotenus:
So werden demnach alle und jede Eltern nachdrücklichst hiemit gewarnet, bey eigener Darfürhaftung ihren Kindern das Maskirt- oder das Vermummte herumlaufen auf den Gassen von diesem Augenblicke an, nun und nimmermehr zu gestatten, und hirdurch dem allerdings unerträglichen Lärmen und Geschreie vorzubiegen. Konstanz am 27ten Februar 797
(UT, 09.04.2003)

1797

1799

Die politische Lage indes blieb brenzlig. 1799 brach der zweite Koalitionskrieg aus. Frankreich stand gegen Rußland, Österreich, Großbritannien, Neapel, Portugal und das Osmanische Reich. Im Frühjahr hielten die Franzosen Konstanz erneut für fünf Wochen besetzt.
Am 29. September schließlich standen sie schon wieder in der Stadt. Am Petershauser Ufer lagen ihnen Schweizer und russische Einheiten gegenüber. Fünf Stunden lang beschoss man sich über den Rhein hinweg. Am folgenden Tag rückten die Franzosen überraschend ab. Russische und österreichische Truppen nahmen daraufhin bei Egelshofen und Tägerwilen Verteidigungspositionen ein. Unterstützt wurden sie von französischen Einigrantensoldaten.
Am 7. Oktober 1799 kämpften sich französische Revolutionstruppen nach Konstanz hinein. Was folgte, waren wüste Straßenkämpfe, die bis in den frühen Morgen andauerten und an deren Ende bis zu 500 Mann tot in den Konstanzer Gassen lagen. Die meisten Verteidiger waren über die Rheinbrücke nach Petershausen geflohen. In der Folge dieser Auseinandersetzung blieb Konstanz vorerst unter französischer Besatzung.

Gedr. Ballordnung auf den Fasching 1799, 27.12.1798
(UT, 2003)

1799

Um die Jahrhundertwende wird Straßenfasnacht verboten und nur noch die Bälle erlaubt.

um 1800

Ph. Ruppert schreibt um 1870: "  Der Zwillich war mit drolligen Figuren in grellen Farben bemalt, die Holzlarve schön geschnitten und hinten an der Kapuze hing der lange Fuchsschwanz. Jetzt wird der ganze Anzug aus billigem Baumwollstoff gemacht und statt der Larve werden in die Kapuze für Augen und Nase Löcher geschnitten. Die Fuchsschwänze sowie der alte Narrenschritt sind ganz außer Gebrauch und das Butzenlaufen kennt man schon fast nicht mehr."

um 1800

Haus Rheingasse Nr. 9 (früher Nr. 83/68)
"zum Narren"

So genannt seit 1350, seit ungefähr 1825 "zur Rose". In einem Steuerbuch wird es von 1452-1461 "Hans im Narren" genannt. Vermutlich nach dem Bürger Hans Erne. 1652 verkaufen Hans Rauch und Frau das Haus an den Bäcker Hans Georg Stehelin. Dabei wird folgendes vereinbart: Die Verkäufer haben "den vordern schilt von oben bis undean zu renovieren und anstatt des Narren ain schwarz schäfflein daran malen zu lassen ... es soll aber der beck ainist wie anderst narrenbeck heissen, sein und genandt werden". Das Haus behielt gleichwohl den Namen zum Narren und zeigte nach Marmor noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts einen aufgemalten Harlekin.
Quelle: Häuserbuch II. der Stadt Konstanz, 1908
(UT, 26.12.2009)

um 1800

1801

Der Friede von Luneville beendete 1801 das Regiment der Franzosen in der Bodenseestadt.

Stadtarchiv Konstanz, Polizeisachen: Maskenlaufen, 1801-1803 K I/14 Fasz./1-58 Lf. Nr. 19, 24 und 50: Das "verbotswidrige Masquengehen" am 25. Februar (A.U.T.: schmutzige Dunschtig), 28. Februar und 1. März 1802 durch einen großen Teil der Bürgerschaft, auch Bestrafung dieses subordinationswidrigen Betragens durch Gefängnishaft und Genugtuung für Stadthauptmann von Blanc.
Lf. Nr. 19: Vernehmung des Seelhausvaters Johannes Koch über das skandalöse Betragen der Inhaftierten, 7.4.1802
Lf. Nr. 50: Text der Abbitte
(UT, 25.12.2009)

1802

Ratsprotokoll: Erlaubnis des Maskenlaufen auf der Straße für Kinder

1803

1805

Konstanz wird badisch.

Ballordnung auf den Fasching 1807
(UT, 2003)

1807

Ratsprotokoll: Den Erwachsenen wird gestattet, auch in die Wirtshäuser und nicht nur auf die erlaubten Bälle maskiert gehen zu dürfen.

1810

15. Jäner 1812. : Die Villinger Bürger Schleicher und Dold ziehen mit einer Bittschrift wegen Genehmigung der Fasnacht zur Regierung nach Karlsruhe. In der Bittschrift heißt es: "Andere Städte, anderer Kreise, zu B: Konstanz, Uiberlingen etc für welche die erwähnte Provinz Verfügung auch damals gelten mußte haben ungehindert ihre Faschingsfeyer begangen."
Ein Amtmann Seng antwortet am 29. Jänner 1812 folgendermassen: "Wir heben nun die Behauptungen aus, daß auch zu Konstanz, Uiberlingen u.s.w. folglich in den besseren Städten des Großherzogtums
öffentliche Maskeraden statt finden , ... Ob die Polizeibehörden zu Konstanz Uiberlingen u.s.w. die öffentlichen Maskeraden gegen das bestimte Verbot wieder erlaubt haben, wissen wir nicht; wir kennen aber jene Maskeraden und kennen den wichtigen Unterschied, der zwischen ihrem, und dem Villinger Narrenkleide liegt. Jene bestehen in einfachen Verkleidungen, wobei meistens der feinste Anstand beobachtet wird. Sie haben regelmäßig eine bestimte historische oder moralische Deutung: jedes Getümmel, und jede Beleidigung ist entfernt, wer sich durch eine höhere ästetische Idee in der Kleidung, durch den neuesten Witz in der Unterhaltung auszeichnet, erhält den Sieg."
Quelle: Chronik der Historischen Villinger Fasnet, 1989
(UT, 2003)

1812

1816/17

Schwere Hungersnot in Konstanz

1819

Konstanz wird Garnisionsstadt.

Der Romanschriftsteller Carl Spindler zog mit einer Wandertheatergruppe durch den Süddeutschen Raum und die Schweiz. Später (1837-1839) weilte er sogar einige Zeit in Konstanz. Er schildert in einer Skizze zu seinem Roman "Der Jude", der um 1828 erschien und zur Zeit des Konstanzer Konzils spielt, einen Fasnachtsumzug. Dort heißt es: "Ein lustiges Gesindel, bestehend aus einer großen Zahl Hanselen, Dominos, Bletzlebuben, Laufnarren und ..."

um 1825

1827

Konstanz verliert de facto den Bischofssitz (de jure 1821) an Freiburg im Breisgau.

Erscheinen einer Karnevalszeitung

1830

Die Gesellschaft Bürgermuseum wurde am 25. September 1834 im ehemaligen Gasthaus "Gütle", das draußen vor der Stadt auf dem Weg zum Paradies gelegen ist, von Konstanzer Handwerkern und Kaufleuten gegründet. Unter den 37 hochangesehene Konstanzer Bürgern war der Arzt und späteren Stadtarchivar Johann Marmor. Das Ziel dieser Vereinigung bestand in der geselligen Unterhaltung und der Lektüre von Zeitschriften und Büchern.

1834

1836

Baden tritt dem Zollverein bei. Konstanz liegt somit erstmals an einer Wirtschaftsgrenze.

Gründung des Verein "Fidelia", der 1845 in Sägerrunderunde BODAN umbenannt wurde, und aus der später die Narrenrunde BODAN hervorging

1842

1843/44: Die Wintervergnügen des Bürgermuseum bestunden in 5 Tanzunterhaltungen, 1 Maskenball und 1 Balle.
Quelle: Laible, Chronik des Bürgermuseums
(UT, 20.05.2003)

1844

In und um Konstanz ist das Lied beliebt:
"Narro, Narro sieben gsi,
Sieben, sieben Narro gsi.
Narro, Narro, Gigeboge,
Was du saist (sagst), ist all's verloge!"
Mit diesem alten Konstanzer Lied bereitete eine lärmende Knabenschaar dem Redeturnier, das der Deutschkatholik (Johannes) Ronge (1813-1887) auf einer Wiese bei Konstanz veranstaltet hatte, ein jähes Ende.
Quelle: Badisches Volksleben im neunzehnten Jahrhundert. Straßburg 1900; S.76, E.H. Meyer
(UT, 31.12.2009)

um 1845

Fasnachtsplakat zu einem Theaterspiel "Konstanz in Floribus"

1847

1848

Die bewegten Jahre 1848 und 1849 erschütterten die politischen, ökonomischen und sozialen Verhältnisse von Konstanz in hohem Grade. Konstanz war von Friedrich Hecker zum Ausgange eines Putsches im April 1848 gewählt worden und dieser nahm von da die Kanonen der Bürgerwehr und einige hundert Bewaffnete ... zu seinem abenteuerlichen Zuge mit, welcher an Stelle des Frankfurter Parlaments Deutschlands Einheit und Freiheit erringen wollte.

1849

Nach dem gescheiterten Putsch rückten hessische Truppen in Konstanz ein. Die Behandlung der Stadt war besonders hart und viele Bürger waren geflohen. Die Stadt blieb nach dem Abzuge der Hessen von den Preußen besetzt, der Kriegszustand, unter dem das gesellschfatliche Leben mannigfach gehindert war, dauerte bis 1852 fort. (Laible; UT, 20.05.2003)

Ein umgangenes Fasnachtsverbot
(vgl. "Kappedeschle" aus Radolfzell,
"Baptistle" aus Hüfingen

Nach der badischen Revolution 1848/49 war über Konstanz der Kriegszustand verhängt worden, der bis 1852 dauerte. Die badische Regierung hatte 1850 die Fastnacht in Konstanz ganz verboten, im Jahre 1851 dagegen nur erlaubt, daß man maskiert aus dem Fenster auf die Straße schauen dürfe. Ein als Schalk bekannter Bürger von Konstanz umging das Fastnachtsverbot dadurch, daß er ein Gaubenfenster aushängte, sich als Hansel verkleidet auf die Straße begab, das Fenster vor sich hertrug und durch den einen geöffneten Flügel herausschaute. Die Behörde ließ ihn laufen, um so mehr als dieser närrische Mitbürger die Lacher auf seiner Seite hatte.
Quelle: Die "goldenen Elefantenchronik", Stadtarchiv Konstanz, 1930.
(UT 12.04.2003)

1851

1853

Vollendung des Münsterturmes.

1856

Am 1. Juni, um drei Uhr in der Nacht, brannte die gewaltige, zum größten Teil aus Holz bestehende Rheinbrücke ab.

Konstanzer Zeitung: Der Schützenverein veranstaltet am 15. und 16. Februar ein "großes Fasnachts-Schießen" auf dem Aletrain, einer Insel im Konstanzer Trichter, die nur bei extrem niedrigem Wasserstand auftaucht. Am Abend war eine stark besuchte maskierte Abendunterhaltung der Sängerrunde BODAN und im Bürgermuseum ein schöner maskierter Ball. (UT, 19.04.2003)

1858

Anzeigen in der Konstanzer Zeitung vom 18.02.1860:
Die
Narrenrunde BODAN lädt ein "heute Samstag den 18. d. M. Kappenversammlung in der "Krone", in welcher unter Anderm der auf Faschingdienstag projektirte Maskenzug definitiv geregelt werden soll. Angang 8 Uhr." (UT, 19.04.2003)

1860

Fasnachtsspiel mit dem Titel: "Die emanzipierte Frau".

1860

Hans Jörgen Gerlach schreibt in einem Entwurf seiner Kommentararbeit zu Joseph Stöckles Erinnerungen aus dem Donautale: "So ließen sich zum Beispiel die Herren Professoren das 'Narro, Narro sieba si' an der Fastnacht, wo nebenbei bemerkt, ein prachtvoller kostümierter Zug ausgeführt wurde, ganz ruhig gefallen." (UT, 25.12.2009)

1860

"Riesen-Kappenfahrt ins Theater" der Narrenrunde BODAN am "unsaubern Donnerstag"

1861

Anzeige in der Konstanzer Zeitung vom 08.02.1861: Die Narrenrunde BODAN zeigt an, daß "am Faschingsmontage den 11. d. als am Tage Eifrohsinnä eine zweite Reihe theatralischer Leistungen entwickelt werden."

I. Ein Mann von vier Frauen (Lustspiel).
II. Die Mörderwiese bei Konstanz.

Des weiteren heißt es: "Sämmtliche Theater-Besucher sind ermächtigt, dem am Fasching-Dienstage Mittags 2 Uhr abeziehenden großen Maskenzuge gratis zuzuschauen." (UT, 19.04.2003)

1861

In den "Erinnerungen der Clara Geißmar", die von 1862 bis 1867 mit ihrer Familie in Konstanz lebte, heißt es:
"Am
Fasching besuchten wir den Bodanball; nicht um zu tanzen, sondern um noch einmal den köstlichen Constanzer Faschingshumor auf uns wirken zu lassen, um den Kaufmann Heeser noch einmal zu hören, der eine halbe Stunde sprechen konnte mit fierlicher Miene und wohllautenden Worten, die nicht den geringsten Sinn enthielten."
Anmerkung von Willi Sutter, der die Erinnerungen bearbeitete und kommentierte: Alle Stände waren als inactive Mitglieder im
BODAN, der ein Gesangverein war, vertreten. Von den Gräfinnen Bismark und Douglas und dem Hofgerichts- und Regierungspräsidenten bis zu unserm Schuhmacher und Schneider und den in den letzten Jahren hergezogenen Judenfamilien."

um 1862

1862

Verbot von Zünften durch die badische Regierung.

1863

Im November 1858 wurde mit dem Bau einer neuen Rhein- und zugleich Eisenbahnbrücke begonnen, die am 3. Dezember 1861 dem Verkehr übergeben wurde. Die Eisenbahn wurde am 13. Juni 1863 mit einem großen Fest in Betrieb genommen.

1865

Gründung des Männergesangverein Harmonie Paradies, der später das Fundament der Kamelia Paradies auf Aktien bildete. (UT, 05.05.2003)

Narrenzeitung "Narren-Fagot" wird von der Narrenrunde BODAN (Sängerrunde) herausgegeben.
Exemplar befindet sich im Rosgartenmuseum in Konstanz.

1868

Die einst so blühende Gesellschaft (Bürgermuseum), die so viele begabte und rührige Männer in ihren Reihen hatte, war im Jahre 1869 auf eine Mitgliederzahl von 39 herabgesunken und sollte sich auflösen. Gegen diese Vernichtung einer Gesellschaft, welche eine so preiswürdige Vergangenheit, so viele Ehrentage in ihren Annalen zu verzeichnen hatte, erhob sich ein Stamm wackerer Männer, an deren Spitze der prakt. Arzt Dr. Joseph Wiehl stund, die einen Aufruf an die Einwohnerschaft erließen, der den Beitritt von 100 Mitgliedern bewirkte. Bald stieg deren Anzahl auf 220. (UT, 28.04.2003)

1869

Der Gesangverein Harmonie im Paradies, aus dem die Narrenrunde Paradies enstand, veranstaltet einen Fasnachtsumzug mit dem Titel: "Rückzug der Bourbakischen Armee". (Ab 1886 nannten sie sich KAMELER.)
Die »Konstanzer Zeitung« kündigte am 13. Februar 1872 an: »Eine große Anzahl Paradieser stellt heute als
Faschingsscherz den Rückzug der Bourbakischen Armee dar. Äußerem Vernehmen nach beabsichtigt ein versprengter Theil dieser Armee von Wollmatingen her in die Stadt einzuziehen. Das wird ein Zusammentreffen geben!« Einen Tag später schreibt die Zeitung über dieses Ereignis: »Gestern Nachmittag näherten sich vom Paradies her die Bourbaki'sche Armee der Stadt Konstanz. Voraus ritten auf ächten Vollblut-Arabern zwei Spahis in ihrer malerischen Tracht, dann kam General Bourbaki zu Fuß, zwar gebeugt, aber in würdiger Haltung, ihm folgte eine ganze Reihe trefflich nachgeahmter französischer Soldatentypen aller Waffengattungen; den Schluß bildete ein Wagen mit Maroden. Auch eine Mitrailleuse (aus einem Butterfaß gemacht) fehlte im Zuge nicht. Die Armee wurde in Konstanz gutherzig aufgenommen und verpflegt.« (UT, 09.05.2003)

1872

Erscheinen der Narrenzeitung "Konstanzer Faschings-Zeitung".
(Exemplar im Archiv des Rosgartenmuseum in Konstanz)

1876

Eintrittskarte zur Bodansredoute am 27. Februar 1878 im Insel Hotel Constanz. Ebenfalls liegt das "Aufführungs-Programm zum Ball" vor.

1878

Ein Konstanzer Bürger, der sich vor kuzer Zeit in der ehemaligen deutschen Kolonie Südwest-Afrika zu Besuch aufhielt, bekam dort ganz zufällig von einer betagten Dame einen Brief aus dem Jahre 1879 gezeigt, der eine sehr eindrucksvolle Schilderung der Konstanzer Fasnacht enthält. Über den Hemdglonkerumzug heißt es: "Und jetzt will ich Dir von der Konstanzer weltbrühmten Fasnacht erzählen, wo am Schmutzige Dunnstig, also am Donnerstag zuvor, die Fasnet ihren Anfang nahm mit dem abendlichen Hemdglonkerumzug der Gymnasiasten, die ihren Professoren wohl einen Fackelzug brachten, jedoch mit Katzenmusik und Vorhalt aller ihrer Fehler. Die Buben von Quinta bis Oberprima zogen ihre weißen Nachthemden über die Kleider, weiße Zipfelmützen mit angehängtem Fuchs-, Katzen- oder Kuhschwanz, brennenden Fackeln und klassenweise verschiedenen Radauinstrumenten - gleich Gießkanne, Blechdeckel, Kuhhörner, Ratschen, auf Besenstiele aufgezogene Ochsensehnen, die höllische Töne von sich gaben. So zogen sie von einer Professorenwohnung zur anderen, und jeder Herr mußte übel oder wohl sein Sündenregister anhören, wollte er nicht von der ganzen Bürgerschaft als Feigling angesehen werden.

1879

Im Zuge der Vereinebildung bildeten sich in den 80er Jahren in Konstanz auch Narrengesellschaften, die COMETEN und die SCHERMÜSER, die sich aber bald wieder auflösten.

um 1880

Gründung der Narrengesellschaft die ELEFANTEN.

1880

Am Dienstag, dem 7. Februar 1882, wurde im ehemaligen Gasthof "Zum Schiff" eine Narrengesellschaft gegründet, die 1886 in "Kamelia" umbenannt wurde. (UT, 09.05.2003)
Konstanzer Zeitung vom 14.2.1882: "Die diesjährigen Faschingsvergnügen wurden gestern Abend (A.d.E.: Samstag vor dem "schmutzige Dunschdig") durch den Maskenball des Bürgermuseum eröffnet."
Die
Sängerrunde BODAN veranstaltete am Mittwoch vor dem »Schmutzige Dunschtig« einen Ball.
Das gesellschaftliche Ereignis der »oberen Zehntausend» war der
Ball des Museums am Fasnachtssamstag im Inselhotel.
(Artikel der KNZ, Nr. 44, 21.2.1882): »Das Faschingsleben auf den Straßen kam gestern [A.H.H.: Fasnachtssonntag] nur in spärlicher Weise zur Entfaltung, was wohl zum Theil auch auf Rechnung der Witterung zu setzen sein wird. Hübsche originelle
Masken traten nur vereinzelt auf, das ganze Faschingtreiben lag sozusagen in den Händen einiger Hanselis und der gewohnten Gestalten im Schlafrock mit weißer Zipfelmütze (A.d.E: Hemdglonker).
(Klick hier für ausführliche Beschreibung)

1882

Ball ihres Gesangvereins »Harmonie Paradies«, der am Abend des Fasnachtssamstags stattfand.
Im Gegensatz zu den Paradiesern war in diesem Jahr die
ELEFANTEN AG sehr rührig. Sie machten eine aufwendige, phantasievolle Ausstellung im Posthof, die unter dem Motto »Leipziger Messe« stand. Die Konstanzer drängten sich, um die einzelnen Bilder der Messe gegen Eintrittsgeld zu besichtigen. Am Fasnachtsdienstag führten dann die ELEFANTEN die »Leipziger Messe« in einem großen Umzug durch die Straßen und Gassen der Stadt.
Wie gewöhnlich, so war auch diesmal der »letzte Tag« der lebhafteste. Eine Menge von
Hanselis, Dominos, Philistern und deren Anhang tummelte sich in den Straßen herum. Jeder wollte sich noch zeigen und - wer es glaubte zu dürfen - seinen letzten Trumpf ausspielen. Gegen Abend konzentrierte sich das Leben in den einzelnen Lokalen. Die Bälle im »Falken« und im »Rheinischen Hof« waren zahlreich besucht. (Klick hier für ausführliche Beschreibung)

1883

Am 21.2.1884 gründen Kaufmann Max Bachstein, Schreinermeister Butscher, Schneidermeister Eduard Kupferschmid und der Hutfabrikant Theodor Zwicker die Narrenrunde NIEDERBURG.
Der Verein Bürgermuseum feierte seinen 50jährigen Bestand im Inselhotel durch Festessen, Reden und Tanz, sowie Herausgabe einer Vereinschronik.
Die
ELEFANTEN ließen sich wieder etwas ganz Besonderes einfallen. In Anlehnung an den damals populären Bestseller, den utopischen Roman von Jules Verne, gestalteten sie eine »Reise um die Welt in 80 Minuten«.
(Klick hier für ausführliche Beschreibung der Fasnacht 1884)

1884

(Artikel in der KNZ, Nr. 47, 17.2.1885): »Eine vielhundertköpfige Menschenmenge wogte auf und nieder, um sich an dem durch die Witterung begünstigten Faschingstreiben zu beteiligen. Außer einigen Hanseln mit ihren bekannten »Bist au do« oder »Gelt, Du kennst mi nit« waren übrigens nur wenige Masken zu sehen ...«.
In diesem Jahr konnte man auf die Fasnacht gespannt sein, denn es sollten diesmal zwei Umzüge durch die Straßen der Stadt ziehen: die ELEFANTEN mit ihrem »Größten Zirkus der Welt« und die Paradieser mit den »Vier Jahreszeiten«.

Lilly Braumann-Honsell beschreibt in ihrem Buch "Kleine Welt - Große Welt !" die Konstanzer Fasnacht zwischen 1880 und 1900. Darin erwähnt sie, wie sie Mitte der 80er Jahre am Fasnachtsdienstag immer als "alhergebrachter Blätzlebub" durch die Straßen sprang und dabei "Narro, Narro sibo sibo, ..." sang.
(Klick hier für ausführliche Beschreibung der Fasnacht 1885)

1885

Man beschloß in einer Narrensitzung »der Narrengesellschaft Paradies den Namen KAMELIA Paradies auf Aktien zu geben« (Gründung der KAMELIA).

(Artikel in der KNZ, Nr. 66, 8.3.1886): »Allgemeines Interesse wird am Montag der historische Umzug der Elephanten AG »Die Geschichte der Stadt Konstanz« erregen. Nach den Vorbereitungen zu schließen, wird derselbe sicherlich befriedigen und den Rahmen der Gesellschaft erhöhen. Auch die Paradieser, welche sich für diese Zeit in eine Aktiengesellschaft "Kamelia" umgewandelt haben, werden nicht verfehlen, am Dienstag mit ihrer »Reise von Deutschland nach Kamerun« Aufsehen zu erregen ...« Während die Paradieser an jenem glücklichen Fasnachtsdienstag den Umzug wieder nach Hause brachten, entwickelte sich in der Stadt, bis tief in die Nacht hinein, ein buntes, fasnachtliches Treiben. Der Bericht, den die »Konstanzer Zeitung« darüber brachte, ist bemerkenswert, weil er einen weiteren Einblick in das Konstanzer Fasnachtsbrauchtum des vorigen Jahrhunderts gibt. Hier werden nämlich zum ersten Mal die an der Fasnacht typischen Bänkelsänger erwähnt, die ähnlich wie heute noch in Basel, durch die Lokale »schnurrten« (Artikel in der KNZ, Nr. 69, 11.3.1886): »Trotz des sehr ungünstigen Wetters bewegten sich viele interessante Masken durch die Straßen, insbesondere machte eine originelle Musikbande Aufsehen. In den Wirtschaften wurde auch ein tragbares »Welttheater« en miniature gezeigt. Daß die unvermeidlichen, das Gehör quälenden »Bänkelsänger« nicht fehlen durften, war vorauszusehen...«
Aber der Fasnachtssonntag enttäuschte die erwartungsvollen Bürger ebenso wie in den vergangenen Jahren. »Außer einigen Hanselis mit ihrem ewigen »Bist Du au do?« oder »Gelt Du kennst mi nit!« und kostümierten Kindern war jedoch im großen Ganzen wenig zu sehen. Eine größere Gruppe mit Musik - Serben und Bulgaren darstellend - zerstreute sich bald nach allen Wirtshäusern.«

Das Streben nach Beschränkung des hiesigen, allzu vielseitigen Vereinslebens führte 1886 zur Verschmelzung des Verein Bürgermuseum mit der Sängerrunde BODAN und seither führen diese Vereine den Namen Bürgerverein BODAN. (UT, 28.04.2003. Quelle: Laible)
Klick hier für ausführliche Beschreibung der Fasnacht 1886)

1886

Gründung des Narrenverein Wollmatingen.
Ein Fasnachtsverbot für den
Fasnachtsmontag wegen der Reichstagswahl machte den »Schmutzigen Dunschtig« zum Haupttag der Fasnachtszeit. Am Nachmittag des »Schmutzigen Dunschtig« (17.02.1887) zog eine Kameltreibergesellschaft durch die Straßen, hinter deren Masken sich die Mitglieder der ELEFANTEN AG verbargen. Während dieses närrischen Treibens der Elefanten bewegten sich ab und zu einige wenige Hanselis durch die Straßen. »Später«, so berichtet die »Konstanzer Zeitung« weiter, »vollführte ein von Knaben gebildeter »Hemdglonkerumzug« einen scheußlichen Spektakel. . Gegen 9 Uhr machten dann auch die Mitglieder des »Kaufmännischen Vereins« in weißen Narrenkostümen mit Lampions und Musik einen Umzug durch die Stadt.«
Für die entgangene Straßenfasnacht entschädigten sich die Konstanzer, indem sie am Aschermittwoch bei strahlendem Sonnenschein in großen Scharen zu den Schneckenbällen in die benachbarten Orte im Thurgau wanderten.

Inserat in der Konstanzer Zeitung vom 23.02.1887:
" ...
1 Hanselanzug u. 1 Blezlebub für einen 9-10 jährigen Knaben. Husenstraße 9, Hinterhaus ..."
(Klick hier für ausführliche Beschreibung der Fasnacht 1887)

1887

Erscheinen der Narrenzeitung "Komet". Ein Exemplar befindet sich im Archiv des Konstanzer Rosgartenmuseum.
Den Auftakt der Fasnachtszeit des Jahres 1888 machten, wie in all den Jahren zuvor, die zahlreichen
Saal- und Ballveranstaltungen der Konstanzer Vereine, sogar der »Arbeiterfortbildungsverein« beteiligte sich im »Falken« an diesem standeslosen fröhlichen Treiben.
Die
KAMELIA Paradies beschloss einen Maskenzug unter dem Motto "Civilisation in Kamerun" am Fasnachtsmontag zu veranstalten.
(KNZ, Nr. 38, 14.2.1888) Der »Schmutzige Dunschtig« fiel auf den 9. Februar. Morgens hörte man schon die Kinder auf dem Weg zur Schule die fröhlichen Konstanzer Narrensprüche rufen. Am Nachmittag entwickelte sich ein bißchen Narrentreiben, und beim Einbruch der Dunkelheit »zogen dann die spektakelnden Hemdglonker mit schauerlicher Musik durch die Straßen.« Ziemlich »flau« verlief der Fasnachtssonntag trotz schönem Wetter. (KNZ, Nr. 38, 14.2.1888) »Wohl bewegte sich Nachmittags eine große Menschenmenge (...), indessen der Hanseli's waren nur wenige erschienen, und die guten Witze waren noch rarer. Einige originelle Masken tauchten ab und zu auf, so einzelne Studentinnen, ein hoher französischer Offizier mit Gefolge, der sich unsere Stadt zeigen ließ u.s.w. Das schönste was sich sehen ließ, war ein sehr geschmackvoll zusammengestellter »Jagdzug«. In der Nacht vergnügten sich die tanzlustigen Konstanzer in den verschiedenen Lokalen und auf zahlreichen Bällen. Dabei erhielt der beliebte traditionelle »Schwedenball« im »Insel-Hotel« wieder einen besonders großen Zulauf. Die Saalfasnacht lebte von der weit über Konstanz hinaus berühmten Regimentskapelle unter der Leitung von Konstantin Handloser.
Aus dem Nichts tauchte am
Fasnachtsdienstag eine völlig neue Narrengesellschaft auf: der »Schärmuser Klub«. Die Gesellschaft veranstaltete einen Umzug mit fünf Wagen (KNZ, Nr. 40, 16.2.1888).
(Klick hier für ausführliche Beschreibung der Fasnacht 1888)

1888

Erscheinen der Narrenzeitung "Komet". Ein Exemplar im Archiv des Konstanzer Rosgartenmuseum.
Der
Narrenverein Wollmatingen führt ein Fasnachtsspiel unter dem Titel »Preziosa« auf.
Der
»Schmutzige Donnerstag« ähnelte denen in früheren Jahren. Er wurde lediglich am Nachmittag durch einen Umzug der im vorangegangenen Jahr erwähnten Jagdgesellschaft belebt. Am Sonntag unterhielten die ELEFANTEN das närrische Konstanzer Publikum mit einem »Riesen-Panoptikum«. (KNZ, Nr. 56, 6.3.1889) Am Fasnachtsmontag strömte wieder viel Volk auf der Marktstätte zusammen, denn es waren immerhin drei Umzüge angesagt. »Schon gegen 2 Uhr langte ein stattlicher, von der Narrengesellschaft Emmishofen veranstalteter großer Faschingsumzug hier an, der mit seinen malerischen Trachten einen ganz imposanten Eindruck machte. Gleich nach 2 Uhr kam vom Paradies herein der Zug der KAMELIA, der eine Reihe sehr hübscher Bilder aus dem bäuerlichen Familienleben darbot: Liebelei, Hochzeit, photographische Aufnahme des jungen Paares, Kindstaufe, Großvaters Geburtstag u.s.w. Der dritte Umzug wurde von einer ebenfalls neu ins Leben gerufenen Narrengesellschaft, die sich den Namen KOMET gegeben hat, ausgeführt. Dieser Zug zeigte den Zuschauern »die Frauenemanzipation von Krähwinkel«, »wo Frauen Soldatendienste thun, die Feuerwehr bilden, ein Schwiegermutterquartett gründen ec. während die Männer die Wäsche besorgen, die Kinder schwaigen, kochen und putzen u.s.w.
(Klick hier für ausführliche Beschreibung der Fasnacht 1889)

1889

Erscheinen der Narrenzeitung "Mitternachtszeitung". Ein Exemplar befindet sich im Archiv des Konstanzer Rosgartenmuseums.

1894

Joseph Laible beschreibt in seinem Buch "Geschichte der Stadt Konstanz" die Fastnacht: "Noch ist aus alten Tagen die fröhliche Fastnacht übrig geblieben, wo man 3 Tage lang sich vermummt, Ritter-, Türken und Kriegskostüme anzieht, historische Persönlichkeiten, Bletzlibuben und Hansele darstellt, sich unerkannt neckt, maskierte Umzüge veranstaltet, Maskenbälle besucht und hinter auffallenden "Narren" die Buben herlaufen und schauderhafte Reime im Dialekte und im Chor nachschreien, z.B.
"Narro, Narro, siebosie, siebo, siebo Narro gsi, o Narro! Hoscht der Muetter Küechli gschtohle, gimmer au, Haberstrau, Surkrut, füllt de Buebe d'Huut us und de Mädli d'Mäge und de alte Wiber Pelzkräge"
, oder "Narro, Narro Gigeboge, was du sescht (sagst) ist alls verloge, Narro, Narro Lenzio!"
Das jetzige "Hoorig, Hoorig ..." ist neu importiert. Am Aschermittwoch geht man dann aufs Land, ißt Schnecken und Küchle, trinkt brav dazu, aber meist ohne Tanz.
Während der Reformation von 1529 bis 1549 gab es keine
Fastnacht mehr.
Am ersten Sonntag in der Fasten, dem sogenannten
"Funkensonntag", lodern rings um den Bodensee Feuer auf allen Bergen mit Anbruch der Nacht als Rest der alten heidnischen Fastnacht, des Freudenfestes zu Ehren des beginnenden Frühlings.
(UT, 28.04.2003. Quelle: Laible)

1896

An jenem Donnerstag fangen auch schon z.B. in Konstanz die "Hemdglonker" an, in weißen Hemden und Zipfelmützen, mit Sturmlaternen und Deckeln, "Küchenschapfen" im Dunkel herumzulärmen und den Professoren ein Ständchen zu bringen.
Quelle: Badisches Volksleben im neunzehnten Jahrhundert. Straßburg 1900; S.203, E.H. Meyer
(UT, 31.12.2009)

vor 1900

Ludwig Finckh
Glocken

1907

Was haben die alten Glocken von Konstanz mitangesehen! (...) Wie haben die Glocken gezürnt und gelacht über den Schellen der Hanswurste und Kindsköpfe, die um die Fastnacht ihre Pritschen schwangen und im Hanselschritt tanzend das seltsame Lied dazu sangen:

Narro, narro sibo si,
sibo, sibo, narro gsi,
hont dr Muetter Küechle gstohle.
Gi mr au Haberstrauh.
Suerkruut,
füllt de Bube d'Huut uus,
und de Mädle d'Mäge,
und de alte Wiber d'Pelzkräge!
Ho Narro!

Narro, narro, Gigeboge,
was du saist, ist alls verloge
narro, narro, lenzio!

Das ist ein rechtes Volksnarrenlied; es hat den naiven Zauber und das Stammelnde des Volkslieds wie das Runen- und Rätselhafte des Hexenspruchs. Dazu tollt es von ausgelassenen Geistern des Schabernacks, lärmt mit Klappern und klingelt mit Glöckchen. Denn die Konstanzer Narrenglöckchen haben ihre Tage, an denen sie die großen Domglocken übertäuben. Jedem echten Konstanzer Kind läutet so ein Narrenglöckchen im Blute.
(Quelle: "Seekönig und Graspfeifer", Verlag Karl Knödler, Reutlingen)

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25.12.2009
Uli Topka
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